Land im Gezeitenstrom
Dienstag, 07. Januar 2025, 15:00 bis
16:00 Uhr
Nordfriesland: Das sind Warften, Deiche, neu gewonnenes Land, aber auch große starke Gezeitenströme, die ständig wandern, an Inseln und Halligen nagen. Und es sind die Watten, einst Küstenland, das sich das Meer zurückgeholt hat. Der Film zeigt eine Landschaft, die einzigartig auf der Welt ist und zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt. Geformt und geprägt haben diese Region auch die Menschen, die dort leben: stolz und stur, schrullig oder gar "hinter dem Mond". Viele leben über Generationen hinweg in ungewöhnlichen Geschichten, denken "anders" oder jagen kuriosen Ideen nach. Menschen wie der Bauer und Gelehrte Hans Momsen (1735-1811) aus Fahretoft, der für den Husumer Dichter Theodor Storm in seinem "Schimmelreiter" Vorbild der Figur des Deichgrafen Hauke Haien war.
Leben im Wattenmeer wie Einsiedler
Im Hauke-Haien-Koog sorgen heutzutage sogenannte Gänselotsen für die sichere Straßenüberquerung von Tausenden Rast- und Nistvögeln. Weiter draußen, von der Nordsee umspült, doch mit dem Festland verbunden, liegt die Hamburger Hallig und nebenan Gröde, die kleinste Gemeinde Deutschlands. Die Kirche von Hallig Hooge wurde auf Sand gebaut aus Steinen und Brettern untergegangener Kirchen.
Vor Nordstrandischmoor stolpert man über versunkene Legenden: Brunnenringe und Scherben, fast könnte man meinen, die vor Jahrhunderten versunkenen Glocken des legendären Rungholt zu hören. In der Einsamkeit des Wattenmeers leben Menschen wie Einsiedler auf Süderoog, eine Familie mit Kindern. Sie versorgt sich selbst und kämpft um jeden Meter Halligland gegen Wind, Fluten und drohenden Untergang. Ihr Lohn sind riesige Bernsteine und atemberaubende Stille.
Wie zu Zeiten der berühmten und reichen Kapitäne Nordfrieslands segelt ein traditionelles Plattbodenschiff in den Prielen vorbei auch an Norderoog, wo junge Leute durch die Fluten waten, sie stehen fast bis zum Hals im Wasser. Nur mit ihren Händen bauen sie vom Winterwetter zerstörte Lahnungen auf. Dadurch wächst die winzige Hallig wieder.
Auch hinter dem Seedeich - am nordfriesischen Festland - begegnet man auf Schritt und Tritt den Gezeiten: Im Beltringharder Koog wird die Nordsee sogar absichtlich ins Land geholt. Mit großem Aufwand wurde eine künstliche Salzwasserlagune als Lebensraum für Tiere des Wattenmeeres sowie seltene Vogelarten geschaffen.
Eigensinnige Nordfriesen
Noch weiter drinnen im Land trägt die Flut Schiffe ins Dock. Doch bei Ebbe fällt der Husumer Hafen zweimal am Tag vollkommen trocken. Auf der Halbinsel Eiderstedt thronen noch heute Haubarge auf den Warften, mächtige reetgedeckte Bauernhäuser, besonders widerstandsfähig gegen die Naturgewalten. Der letzte Wärter vom Westerheversand kann immer noch nicht von seinem Leuchtturm lassen. Gleich nebenan pustet der Wind Strandsegler über die trockengefallenen Strände vor St. Peter-Ording. Und im Sönke-Nissen-Koog erzählt ein Bauer, warum man hier das leuchtende Grün der Dächer pflegt, Vermächtnis eines weiteren eigensinnigen Nordfriesen.
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