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Gesetzliche Betreuung: Schutzlos ausgeliefert?

Montag, 21. November 2022, 22:00 bis 22:45 Uhr

"Ihr seid doch alle Betrüger", so oder so ähnlich reagieren viele, wenn Harald Rohde von seinem Beruf erzählt. Rohde ist Berufsbetreuer, das heißt, er regelt das Leben von Menschen, die sich nicht mehr selbst um alles kümmern können. Sein Beruf ist mit Vorurteilen belastet; viele Menschen haben Angst, einem vom Gericht bestellten Betreuer schutzlos ausgeliefert zu sein. Tatsächlich gibt es immer wieder Fälle von Missbrauch und Betrug.

Aufgaben von Rechtlichen Betreuern: Von Finanzen bis Gesundheitspflege

1,3 Millionen Menschen stehen derzeit unter gesetzlicher Betreuung - das sind doppelt so viele wie noch vor 25 Jahren. Die Klienten von Berufsbetreuer Harald Rohde sind alte, demente Menschen, aber auch junge Menschen mit psychischen Erkrankungen. In den meisten Fällen kümmert sich Harald Rohde um die finanziellen Belange, alle geschäftlichen Verträge und die Gesundheitspflege.

Harald Rohde arbeitet seit 14 Jahren als rechtlicher Betreuer. © NDR
Harald Rohde arbeitet seit 14 Jahren als rechtlicher Betreuer.

Bei manchen seiner Klienten hat Rohde Zugriff auf das Konto, er hat Einfluss darauf, wo sie wohnen und erhält ihre behördliche Post. “Man kann über viele Sachen verfügen und entscheiden. Ich finde es nachvollziehbar, dass Menschen misstrauisch sind“, sagt Rohde. Oft gebe es aber auch Vorurteile: "Was man immer wieder hört, ist die Geschichte von dem Betreuer, der die alte Dame ins Heim steckt und dann die Wohnung ausräumt. Ein absoluter Klassiker."

Nach Betreuungs-Aufhebung war die Wohnung weg

Vorurteil oder bittere Realität? Peter Wimmer ist genau das passiert. Der 59-jährige kam nach einer Operation in eine Kurzzeitpflege. Ihm wurde ein rechtlicher Betreuer zur Seite gestellt. Dieser kündigte Wimmers Wohnung und ließ sie ausräumen. Doch Peter Wimmer wird wieder gesund und erkämpft, dass die Betreuung aufgehoben wird. Nun steht er auf der Straße. Statt einer 94-Quadratmeter-Wohnung erwartet ihn eine Obdachlosenunterkunft. "Ich will mein altes Leben wieder", sagt er.

Zugang zum Betreuer-Beruf bisher kaum kontrolliert

Für Harald Rohde ist rechtlicher Betreuer kein Beruf, den er einem Berufsanfänger empfehlen würde. "Ich halte das für einen Beruf, den man am besten nach vielen Jahren Berufserfahrung macht, weil man sich in allen Bereichen der Sozialrechtsgebung auskennen muss." Er und verschiedene Betreuerverbände kritisieren, dass von den Behörden bisher keine besonderen Vorkenntnisse eingefordert werden, um diesen Beruf ausüben zu können.

Hohe Anforderungen im Betreuer-Beruf

Doch Betreuer*innen haben zu Unrecht einen schlechten Ruf, findet Rohde. Er lässt NDR Autorinnen Kira Gantner und Simone Horst an seinem Arbeitsalltag teilhaben. Ständig klingelt das Telefon, ständig möchte jemand etwas von ihm, egal zu welcher Tageszeit, auch im Urlaub.

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Betreuer Harald Rhode. © NDR

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40 bis 60 Betreuungen muss ein hauptberuflicher Betreuer annehmen, um über die Runden zu kommen. Für den einzelnen bleibt oft wenig Zeit. Gleichzeitig haben viele Betreute hohe Erwartungen an ihren Betreuer, der oft die einzige Person ist, der sie unterstützt.

Sind Betreuungsgerichte überfordert?

Gerichte, die die Arbeit der Betreuer kontrollieren sollen, scheinen mit der Aufgabe überfordert. Sie können nicht jedem Fall persönlich nachgehen, sondern müssen den jährlichen Berichten Glauben schenken. So erzählt der Film auch den Fall einer Frau, die versucht, die Betreuung ihrer Tante zu übernehmen, die von ihrer gesetzlichen Betreuerin in einem weit entfernt liegenden Pflegeheim untergebracht wurde. Alle Bemühungen, die Betreuung selbst zu übernehmen scheitern.

Für Anfang 2023 hat das Bundesjustizministerium eine Reform des Betreuungsrechts auf den Weg gebracht. Wird sie die Probleme lösen? Was sagt der Bundesjustizminister dazu? Eine lebensnahe Reportage über das schwierige Thema "gesetzliche Betreuer".

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Redaktionsleiter/in
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Redaktion
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Autor/in
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