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Fehlende Medikamente - Patienten gefährdet?

Montag, 09. März 2020, 22:00 bis 22:45 Uhr

Der Mangel an Medikamenten weitet sich aus. Inzwischen sind fast alle Produktgruppen von Lieferengpässen betroffen: von Schmerzmitteln und Blutdrucksenkern bis hin zu Antidepressiva, Krebsmedikamenten und Infusionen für Intensivpatienten. Allein seit Jahresbeginn wurden mehr als 50 neue Lieferengpässe bei Medikamenten von Pharmaunternehmen an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gemeldet. Zusätzlich zu den vielen, die schon vorher bestanden haben.

Apotheken und Krankenhäuser fürchten um Sicherheit vieler Patienten

Der Deutsche Bundestag hat Änderungen im Arzneimittelgesetz beschlossen. Aber können die Maßnahmen die Situation wirklich verbessern? Die Spurensuche von 45 Min in Norddeutschland zeigt: Der Mangel an Arzneimitteln ist für Apotheken und Krankenhäuser längst mehr als ein Ärgernis, sie fürchten um die Sicherheit vieler Patientinnen und Patienten.

An manchen Tagen fehlt Apothekerin Magdalene Linz in Hannover jedes fünfte Medikament. "Ich arbeite seit 43 Jahren in der Apotheke. So etwas hat es niemals zuvor in dieser Dramatik gegeben. Wir können unseren Versorgungsauftrag nicht mehr erfüllen!", erklärt Magdalene Linz. Einen Großteil ihrer Zeit verbringt sie inzwischen damit, für die Kundinnen und Kunden ihrer Apotheke in Hannover Medikamente zu beschaffen, die eigentlich nicht verfügbar sind. Viele ihrer Patientinnen und Patienten hangeln sich seit Monaten von Rezept zu Rezept und müssen immer wieder auf neue Medikamente umgestellt werden, kämpfen mit Nebenwirkungen und Absetzungserscheinungen.

Coronovirus beeinträchtigt Wirkstoffproduktion

Auch in Norddeutschlands Krankenhäusern werden Medikamente knapp. Und die Sorge steigt, dass der Ausbruch des Coronavirus die Situation weiter verschärfen könnte. Denn aus Kostengründen werden viele Wirkstoffe inzwischen in China produziert. Gerät die Produktion bei einem Zulieferer ins Stocken, können Engpässe entstehen, die noch lange nachwirken.

Dabei ist die Situation bereits jetzt sehr angespannt. Dr. Christina König, Intensivstation-Apothekerin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erklärt: "Viele Medikamente sind betroffen. Wir müssen gucken, wie wir uns so aufstellen, dass wir die Versorgung der Patienten adäquat gewährleisten können."

Es fehlen vor allem die Medikamente, die seit Jahrzehnten zur Grundausstattung gehören, weil sie hochwirksam, gut verträglich und lange erprobt sind. Weil der Patentschutz erloschen ist, können Pharmahersteller von ihnen keine großen Gewinne mehr erwarten. Viele konzentrieren sich daher auf lukrative Neuentwicklungen. So werden bewährte Medikamente knapp, obwohl die Nachfrage groß ist.

Schnelle Lösungen müssen her

Während Krankenkassen, Pharmaindustrie, Großhändler und Politik sich gegenseitig Versagen vorwerfen und um neue Maßnahmen ringen, die die Entwicklung einfangen sollen, brauchen Ärzte und Apotheker schnelle Lösungen, um ihre Patienten zu versorgen.

Filmemacherin Sara Rainer-Esderts besucht Krankenhäuser, die noch den letzten Tropfen Infusionsflüssigkeit auffangen, Apotheker, die lebensnotwendige Medikamente aus dem Ausland besorgen, und Patienten, die auf der Suche nach ihrem Medikament quer durch Norddeutschland fahren.

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Autor/in
Sara Rainer-Esderts
Regie
Sara Rainer-Esderts
Kamera
Nicole Foltys
Carsten Janssen
Dirk Sealand
Schnitt
Christian Bolz
Produktionsleiter/in
Michael Schinschke
Redaktion
Sabine Reifenberg
Redaktionsleiter/in
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Sprecher/in
Stephan Schad
Grafik
Ben Liese
Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

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