"Zwischen Hamburg und Haiti": Die neue Ära
Als mich im Funkhaus Hannover im Frühjahr 1980 ein Anruf vom damaligen Hautabteilungsleiter Wort, Dr. Christian Gneuss erreichte, ob ich Lust hätte nach der Pensionierung von Harro Torneck "Zwischen Hamburg und Haiti" zu übernehmen, antwortete ich spontan mit "ja!"
Als freier Autor und Reporter hatte auch ich in den sechziger und siebziger Jahre verschiedene Kurzbeiträge für das populäre Reisemagazin gemacht. Doch die kurzen Berichte mit Einblendungen hatten mich nie besonders befriedigt. Ich fühlte mich mehr als "Langstreckenläufer" im Programm. Halbstündige Reportage-Features und auch gern noch länger waren meine Spezialität. Monatelang reiste ich in den 60er- und 70er-Jahren für den NDR Hörfunk in der Welt herum und brachte Tonaufnahmen aus Australien, Neuseeland, der Südsee, Lateinamerika, den USA und Asien mit nach Hamburg. Daraus entstanden unzählige Reportagen und Features.
Von der Kurz- zur Langstrecke
Als ich im Juni 1980 die Verantwortung für "Zwischen Hamburg und Haiti" übernahm, änderte ich schnell das traditionelle Sendekonzept: Aus einem Magazin mit mehreren Kurzbeiträgen wurde nun eine Reisesendung mit Raum für halbstündige Reportagen und Features. Das entsprach mehr meinen Funk-Idealen; den Themen dieser Welt mit zwei, drei Fragen abzuhaken, konnte ich nicht viel abgewinnen.
So eine gravierende strukturelle Veränderung in die Praxis umzusetzen, erzeugte natürlich eine "Reibungsfläche" im Funkhaus. Deshalb musste ich in der Anfangszeit meiner "Zwischen Hamburg und Haiti"-Redakteurstätigkeit auch viel Kritik einstecken. So riefen mich mehrmals meine Vorgesetzten an und ermahnten mich "nicht so viele Feature-Sendungen" in der Sendereihe zu platzieren. "Ihnen laufen die Hörer weg bei monothematischen Geschichten, machen sie wieder mehr Magazine."
Das Wort dominiert - mit Erfolg
Doch die Hörer liefen nicht davon, das Gegenteil trat ein. "Zwischen Hamburg und Haiti" erreichte Anfang der achtziger Jahre die besten Einschaltquoten aller Sendungen der damaligen Hauptabteilung Wort, nämlich rund zwei Millionen Hörer. Programmdirektor Wolfgang Jäger gratulierte zu dem Erfolg. Und so durfte ich das Konzept drei Feature-Sendungen und eine Magazin-Sendung im Monat bis zu meiner Pensionierung im Jahre 2008 beibehalten.
Als eine wichtige Zäsur in der Geschichte von "Zwischen Hamburg und Haiti" fällt mir noch das Jahr 1989 ein. Ich wurde damals von meiner Vorgesetzten Rosemarie Schwerin gefragt, ob ich mit der Sendung auf NDR 2 bleiben will - mit 20 Minuten Musik und zehn Minuten Wort - oder zu NDR 4 wechseln will. Ich entschied mich für die neue Programmwelle NDR 4 und die durchaus schlechtere Sendezeit von 9.30 bis 10 Uhr (vorher auf NDR 2 von 10.30 bis 11 Uhr). Natürlich hatten wir bei NDR 4 nicht mehr die Einschaltquoten wie bei NDR 2. Doch ich habe meine Entscheidung zu keiner Zeit bereut, weil ich eine halbe Stunde Wort im Programm erhalten konnte.Eine "klangschöne Radiosendung".
Meine Autorinnen und Autoren stimmte das natürlich froh. Hierzu zwei Autoren-Beispiele, die ich aus meiner eigenen Sendung zitieren möchte, die wir im Mai 2001 anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums unter dem Titel: "Es begann auf der Welle der Freude!" ausgestrahlt haben. Neben den vielen Autoren, die entscheidend mit zum Erfolg der populären Sendereihe beigetragen haben, möchte ich auch die engagierten Kolleginnen und Kollegen der Technik nicht unerwähnt lassen, die Woche für Woche dafür gesorgt haben, dass aus einem Sendemanuskript auch eine lebendige und klangschöne Radiosendung entstand. Besonders engagiert haben sich auch Birgit Meyer, Doris Jankowski, Sylvia Dudek und Barbara Dunkhase, die für die Realisation und Regie der Sendungen zuständig waren.
Nach meiner Pensionierung am 1. März 2008 übergab ich nach knapp 28-jähriger "Zwischen Hamburg und Haiti"-Redaktionstätigkeit die Leitung der Sendereihe an meinen Nachfolger Wolfgang Heinemann.