Autorenzitate "Zwischen Hamburg und Haiti"

von Wolfgang Meisenkothen

Elef Sossidi war schon seit 1945 beim "Radio Hamburg" als Journalist tätig, später beim NWDR erster Leiter der Sendereihe "Echo des Tages" und anschließend Nahost-Korrespondent. Er war ein Meister seines Faches, schrieb für die verschiedenen Redaktionen und seit den fünfziger Jahren auch für "Zwischen Hamburg und Haiti". Er sagte: "Es war natürlich interessant in einer Sendung mit dem Titel "Zwischen Hamburg und Haiti" über den Mittleren Osten zu berichten. Es war ja eine sehr sympathische, angenehme Sendung, mit einer guten Zeit, einer halben Stunde, da konnte man sich auch ein bisschen ausbreiten. Obwohl ich natürlich als Auslandskorrespondent vor allem erst Politik, und zwar aktuelle Politik, machen musste. Erst aus Istanbul, dann später aus Kairo."

Meisenkothen: "Das heißt, die Berichte, die in der Sendereihe "Zwischen Hamburg und Haiti" gesendet worden sind, unterscheiden sich erheblich von Berichten im "Echo des Tages" oder den politischen Kommentaren. Was war anders?"

Sossidi: "Es ist natürlich ein großer Unterschied, ob man einen politischen Kommentar macht, wo man eine politische, aktuelle Situation in einer Kurzfassung analysieren muss, während man in einer Sendung wie "Zwischen Hamburg und Haiti" über Land und Leute spricht, über Kulturatmosphäre und weniger also über Politik, allenfalls vielleicht am Rande noch etwas über Wirtschaft."

Annemarie Stoltenberg, die viele Jahre als freie Autorin für die verschiedensten Redaktionen im Hamburger Funkhaus tätig war und heute als Redakteurin beim NDR Fernsehen beschäftigt ist, hat in den achtziger und neunziger Jahren für die Sendereihe "Zwischen Hamburg und Haiti" eine Vielzahl von Beiträgen geschrieben. Ihre besondere Liebe gilt dem Feature. Über ihre Motive für die Mitarbeit bei "Zwischen Hamburg und Haiti" befragt, sagte sie:

"Wenn man in dieser Sendereihe arbeitet, "Zwischen Hamburg und Haiti", dann hat man als Journalist die Gelegenheit, mal wirklich über das Schöne zu sprechen, also die schönen, wunderbaren Dinge im Leben zu entdecken auf einer Reise. Da sucht man dann ja auch immer nach dem Andersartigen, und ich glaube, dass man auf so einer Reise, wenn man versucht, Material zu sammeln für so eine Sendung, ganz besonders darauf achtet, was ist denn das Andere, das Schöne, das, wovon wir auch was lernen können, um daraus eine Sendung zu machen, die ja auch immer so ein bisschen was Philosophisches haben soll. Also z.B. erinnere ich mich, dass mal Gespräche gewesen sind mit Marktfrauen in Paris in der Markthalle, die eine Dimension hatten, die man halt so im aktuellen Geschäft nie erreichen kann.

Über Einsamkeit und solche Dinge kann man ja auch während einer Reise mal nachdenken, und da in anderen Kulturen gucken, wie sieht es hier aus.

Das ist dann ja auch wichtig, denn diese Erfahrung des Andersartigen brauch‘ ich auch im Alltäglichen. Wenn ich dann wiederkomm‘, kann ich vielleicht auch den anderen als andersartig begreifen. Und dann denke ich, dass man so in dieser Form, die diese Sendung hat, die Kunst des Hörens pflegen kann. Es sind ja auch immer atmosphärische Dinge da. Also Töne, wie klingt es am Meer, Wind, Möwen oder eben Stimmung auf einem Marktplatz, auf einem Bazar. Diese Töne erzeugen eine bestimmte Atmosphäre, und ich glaube, dass heute die Kunst des Hörens, das Kann man auch nachweisen, immer mehr abnimmt. Und durch solche Sendungen, denke ich, pflegen wir da eine Kultur."

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