Die "kleine Tagesschau" des Nordens
Das Nachrichtenmagazin NDR aktuell um 21.45 Uhr ist eine Gemeinschaftssendung aller vier NDR Landesfunkhäuser. Es wird in Hannover produziert und informiert von Montag bis Freitag über das norddeutsche Tagesgeschehen in Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Sport.
Quizfrage mit vier Antwortmöglichkeiten: Was ist ein Glücksfall für eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt? Staatsvertragliche Vorgaben, programmliche Sinnfälligkeit, journalistische Herausforderung oder Erfolg beim Publikum?
Wer auf jeden Fall gewinnen will, der realisiert am besten alle genannten Vorschläge in einer Sendung gleichzeitig. Oder bemüht sich zumindest darum. Das jedenfalls geschieht jeden Werktag um 21.45 Uhr im NDR Fernsehen - seit dem 6. Juni 2011. Das Nachrichtenmagazin NDR aktuell setzt nicht nur den regionalen Programmauftrag um, sondern fügt sich auch nahtlos in das Schema des NDR Fernsehens ein. Außerdem stellt die Sendung ziemliche Ansprüche an den tagesaktuellen Journalismus. Und schließlich wird das Ganze von den Zuschauerinnen und Zuschauern sehr gut angenommen.
Was heißt eigentlich „regionale Kompetenz“?
All das ist sehr erfreulich, aber eigentlich nicht überraschend. Denn seit jeher sind Nachrichten, Berichte und Reportagen aus dem großen Gebiet zwischen den Niederlanden und Polen, Dänemark und den Kasseler Bergen durchgängiges Kennzeichen der NDR Programme. Die Verankerung im Norden ist, wenn man so will, die Seele des NDR, eine Seele, die man hören und sehen kann.
Dabei haben die eher spröde formulierten gesetzlichen Ansprüche, "eigene Landesprogramme zu gestalten“ oder "Norddeutschland und die Vielfalt seiner Regionen im Programm angemessen zu berücksichtigen“, zu äußerst beliebten Sendungen geführt. Angebote aus der Heimat erfreuen sich eben größter Wertschätzung, ganz egal ob Aktualität, Unterhaltung oder Service geliefert wird. Eine hohe Akzeptanz ist fast immer garantiert, manchmal sogar dann, wenn es nur schöne Bilder gibt.
Allerdings waren und sind die regionalen Informationssendungen ganz besonders erfolgreich. Auch deshalb wurden sie immer weiter ausgebaut. Wichtige Schritte im nachrichtlichen Kernbereich waren die Ausweitung der Landesprogramme um 19.30 Uhr auf das Wochenende, die Einführung neuer Sendungen um 18 Uhr sowie die Etablierung von NDR aktuell am Nachmittag – durchweg gelungene Operationen.
Brauchen wir eine späte Nachrichtensendung?
Eigentlich war alles in schönster programmlicher Ordnung. Allerdings nicht ganz. Denn mit dem Gongschlag zur Hauptausgabe der Tagesschau um 20 Uhr verabschiedete sich das NDR Fernsehen auch von der regelmäßigen, tagesaktuellen Berichterstattung aus Norddeutschland. Sicher, bei herausragenden Nachrichtenlagen gab es aktuelle Sendungen auch am Abend, immer mit großer Resonanz beim Publikum. Was aber fehlte, war der regelmäßige, zuverlässige Blick auf den Tag im Norden. Dieser Befund war eigentlich ziemlich offensichtlich. Vielleicht ja so offensichtlich, dass man ihn häufig wieder aus den Augen verlor.
Der Plan zur Behebung dieses Mangels wurde nicht durch einen plötzlichen und eigenständigen Kreativitätsschub ausgelöst. Denn seit Langem konnte man ja bei anderen Sendern Nachrichten auch am Hauptabend sehen. Allerdings gingen die Meinungen darüber, ob so etwas für den NDR als Vier-Länder-Anstalt das Richtige sei, auseinander. Warum nicht endlich auch wir, das wird bestimmt gut angenommen, andere können das doch auch, worauf wollen wir denn noch warten – sagten die einen. Das brauchen wir doch gar nicht mehr, wir haben schon längst eine optimale regionale Versorgung, wozu das Schema gefährden, kein Mensch interessiert sich noch so spät für Nachrichten aus dem ganzen Norden – behaupteten die anderen.
Schließlich aber wurde der Fall noch einmal gründlich verhandelt. Argumente geprüft, vergleichbare Sendungen analysiert, über die Zuschauerakzeptanz spekuliert - und entschieden.
- Teil 1: Was heißt eigentlich „regionale Kompetenz“?
- Teil 2: Wie soll das denn aussehen?