Die Welte-Funkorgel: Ein Multitalent für das Radio
Die ersten Radiosendungen nach Gründung der Nordischen Rundfunk Aktiengesellschaft (Norag) 1924 kamen noch aus provisorischen Studioräumen in der Hamburger Binderstraße. Der Neubau 1929/30 erhielt dann erstmals spezielle Rundfunkstudios. So wurde der große Sendesaal zum Beispiel mit hydraulisch gesteuerten Vorrichtungen ausgestattet, mit deren Hilfe Wände, Podien und Decken verschoben werden konnten. Damit gelang es, die akustischen Gegebenheiten der jeweiligen Übertragung anzupassen.
Wie jeder große Konzertsaal sollte der neue Sendesaal auch eine Orgel erhalten. Das Besondere an dem Instrument, das dem damaligen Intendanten Hans Bodenstedt vorschwebte, war, dass die Orgel möglichst vielen musikalischen Stilrichtungen genügen sollte: Werke des sakralen und sinfonischen Bereichs sollten ebenso wie die der leichten Muse vom Organisten gespielt werden können, allein oder im Ensemble.
Das Zauberwort heißt "Nahwerk"
Es gab bereits Modelle, die bei der Entwicklung der Welte-Funkorgel Pate standen. Dazu gehörten die Welte-Kinoorgel in Hannover oder die selbstspielende Welte-Philharmonie-Orgel, die in Hamburg bei Sendungen aus dem Steinway-Haus eingesetzt wurden. Bei der neuen Orgel ging es jedoch um nichts Geringeres als den Bau eines Instruments, das in erster Linie den besonderen technischen Erfordernissen des Rundfunks gerecht werden und gleichzeitig musikalisch vielseitig einsetzbar sein sollte.
Die Lösung hieß "Nahwerk“, "Nah-" oder "Soloorgel". Der Anschluss einer solchen - zweiten - Orgel sorgt dafür, dass die zarten Stimmen im vollen Chor des Werkes nicht, wie oft bei Orgeln üblicher Bauart, untergehen und damit die eigentliche Melodie möglicherweise völlig verdeckt wird. Im Gegenteil: Die zusätzliche Soloorgel verdoppelt die Stimmen und rückt sie gleichzeitig so nach vorn, dass die tragende Melodie immer zu hören ist.
- Teil 1: Das Zauberwort heißt "Nahwerk"
- Teil 2: Die Technik der Welte-Funkorgel
- Teil 3: Gerhard Gregor - Rundfunkorganist der ersten Stunde