Ulrich Beier - Ausbildung und Atelier
Ulrich Beier wurde 1928 in Flensburg geboren. In seiner Heimatstadt absolvierte er eine Holzbildhauerlehre und studierte danach von 1948 bis 1952 Bildhauerei in Hamburg am Baukreis. Diese Schule beförderte seinen erfolgreichen Werdegang mit den vielen Wettbewerbsgewinnen für die Kunst am Bau. Beier ließ sich nach dem Studium in Hamburg nieder, blieb aber im regionalen Kunstverein seiner schleswig-holsteinischen Heimat. In Flensburg stellte sich der Künstler 1962 auf dem Museumsberg erstmalig mit einer umfassende Werkschau vor.*(1) Von Hamburg aus arbeitete er meist für den Norden, Wettbewerbsgewinne führten ihn aber auch nach Frankfurt am Main und in den Süden der USA.
Der Baukreis in Hamburg
Der Baukreis*(2) war eine Kunstschule und Werkstattgemeinschaft der Nachkriegszeit. Sie existierte nur wenige Jahre. Die Initiatoren schärften im April 1946 das pädagogische Profil: "Der ursprüngliche Plan, eine reine Kunstschule zur Förderung der Künstler schlechthin einzurichten, ist nunmehr erweitert worden […], nämlich alles künstlerische Schaffen unter den Baugedanken zu stellen, den Wiederaufbau künstlerisch zu befruchten und tätig dabei mitzuwirken."*(3) Der Unterricht begann 1948. Die Sparten Malerei, Plastik und Grafik wurden der Architektur untergeordnet und wie im Dessauer Bauhaus erledigten Lehrerende und Lernende gemeinsam öffentliche Aufträge. Ulrich Beier - und auch Annelise Friedrichsen, die spätere Ehefrau Beiers - studierte bei dem Bildhauer Richard Steffen, für den er letztlich bis 1958 als Assistent Steinmetzarbeiten ausführen sollte. Als die Schulbehörde 1953 das Gebäude an der Norderstraße zurückforderte, musste die Baukreis-Gemeinschaft den Lehrbetrieb beenden.
Atelier im U-Bahn-Bogen
Als "wohl originellste Werkstatt in der Hansestadt" galt Beiers Atelier. Es befand sich "unter einer Linie der Hamburger Hochbahn in einem mit Ziegelsteinen ausgekleideten Gewölbe. In regelmäßigen Abständen donnern die Züge über das Atelier hinweg, aber das stört den Bildhauer wohl wenig, geht er doch mit Eisen und Schlegel einer Profession nach, die ebenfalls alles andere als geräuscharm ist", so schreibt Willem P. Engel 1972.*(4) Dieses erste Atelier mietete der Bildhauer Anfang der 1960er Jahre. Dort erreichte ihn sein erster größerer Auftrag, die Triade für den NDR. Das Atelier bestand aus mehreren Räumen, einige hell und geräumig. Die historische Aufnahme aus dem Jahr 1963 zeigt Ulrich Beier in diesem Atelier bei der Anfertigung der Wasserspeier-Gipsmodelle für den Kieler Schlossbrunnen – ein großer Auftrag, der auf die Triade folgte.
Atelierhaus Tatenberg
Abseits der Großstadt, in Tatenberg, am Südufer der Dove-Elbe in den weiten Vier- und Marschlanden gelegen, bezog Ulrich Beier in den 1970er Jahren mit seiner Familie eine ehemalige Schule. An diesem Wohn- und Arbeitsort – befördert durch den Werkstattgedanken seiner ehemaligen Kunstschule – hatte nicht nur der Bildhauer, sondern jedes Familienmitglied, ein eigenes Atelier. Beiers Ehefrau Annelise arbeitete als Bildjournalistin und Porträtfotografin.*(5) Sie gestaltete seine Wettbewerbsmappen mit ihren Fotografien, die Beier sehr schätzte: "[…] Sie versteht nicht selten besser als ich selbst, was ich eigentlich will – das kann ich dann auf ihren Fotos staunend wiederfinden."*(6) Die ältere Tochter Elisabeth malte und Ingeborg, ihre jüngere Schwester, gestaltete Objekte. Als Beier 1981 im Alter von 53 Jahren starb, veranstaltete Annelise Beier im Atelierhaus Tatenberg eine Gedächtnisausstellung und stellte in den kommenden Jahren das Werkverzeichnis ihres Mannes zusammen. *(7)