... auf den Spuren Beiers im Norden
Über 50 Werke schuf Ulrich Beier zwischen 1960 und 1980 für den öffentlichen Raum in Norddeutschland. Trotz seiner immensen Produktivität und seiner teils bemerkenswerten Reputation zu Lebzeiten ist der Bildhauer heute weitgehend unbekannt.
Hamburg: Herme, Harpyie und Wassertreppe
In seiner Wahlheimat Hamburg realisierte Beier nicht nur die Triade für den NDR, sondern auch Wandreliefs für Schulen und Firmen. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof errichtete er Grabstelen, darunter für den befreundeten Hamburger Maler Fritz Kronenberg. Zwei ungewöhnliche Marmorfiguren besitzt die Führungsakademie der Bundeswehr. Diese eigenwilligen Gestalten, eine abstrakte Vogelfrau Harpyie und eine doppelköpfige Herme, stehen auf dem Gelände der Kaserne in Osdorf.*(1) Für die Wassertreppe zum Haupteingang des Krankenhauses Reinbek, St. Adolf-Stift, erhielt Beier 1978 – zusammen mit dem Architekten Jürgen Jüchser – den "Preis für Kunst und Architektur" auf der Constructa in Hannover, der größten internationalen Baumesse Deutschlands.
Flensburg: Holmnixe, Trifolium und Bronzeblatt
In der Fußgängerzone am Holm von Flensburg thront die Holmnixe. Sie erregte viel Aufsehen und auch Gegenwehr.*(2) Die Holmnixe bewacht einen Brunnen, dessen ursprüngliche innerstädtische Funktion als lebenswichtige Wasserquelle Beier hervorheben wollte. Die Brunnenfigur beherrscht und beschützt die wertvolle Quelle, ihre abschreckende Wirkung war vom Künstler beabsichtigt.*(3) Weithin sichtbar ist das Trifolium, eine glänzende abstrakte Flügelform aus Aluminium, für die Schule Harrislee. Das Große Bronzeblatt hingegen, aus dem Jahr 1962, wurde später entfernt. Es wies Ähnlichkeit mit der Triade auf und stand ursprünglich auf dem Gelände der Pädagogischen Hochschule.*(4)
Lübeck: Gnomone und Thomas-Mann-Stein
Sonnenuhren – raumgreifende Konstruktionen, die das Licht einfangen und einen Schattenstrahl auf den Boden werfen – baute Beier in vielen Variationen. Ihn interessierten die Gnomone (griechisch: Schattenzeiger), um den Ablauf der Zeit mit ästhetischen Mitteln sichtbar zu machen. In Lübeck errichtete er eine kleine Fassung dieser Serie. Für eine große Gruppe mit bis zu 10 Meter hohen Gnomonen gewann er 1979 den 1. Preis beim internationalen Wettbewerb Kunst auf der Zeil in Frankfurt am Main. Auf der Breiten Straße 38 stand bis 1942 das Geburtshaus von Thomas Mann. Seit 1975 erinnert der Thomas-Mann-Stein an den Ehrenbürger der Stadt. Auch diesen Wettbewerb, für das Denkmal zum 100. Geburtstag des Nobelpreisträgers, gewann Beier. Er schuf eine Marmorstele mit zehn Schrifttafeln. Beim Umschreiten der Skulptur werden die einzelnen Seiten nach und nach lesbar, wie beim Blättern in einem Buch.
Kiel: Schlossbrunnen und Marmormonument
Auch in der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein finden sich an prominenten Orten Werke von Ulrich Beier. Die fünf Wasserspeier aus Bronze im Hof des Kieler Schlosses gleichen in ihren Einzelformen der Triade und nehmen das Baum-Blatt-Motiv wieder auf. Doch stehen hier, im Gegensatz zur Triade, die einzelnen Elemente nebeneinander aufgereiht, so dass der Brunnen insgesamt eine Länge von acht Metern erreicht. Auch in der Stadtmitte Kiels, auf dem Sophienblatt, befindet sich vor dem Hauptgebäude der Provinzial-Versicherung ein massives Monument aus Marmor. Drei Skulpturen symbolisieren hier die Naturkräfte Wind, Feuer und Wasser. Das Unternehmen zeigt mit dem Kunstwerk an, gegen welche Schäden sich versichert werden sollte.