Stand: 02.09.2015 10:00 Uhr

Filmprojekt 2015 "ISABEL"

aus Sicht von Jonathan Kuhnert (Kamerabühne/Dolly)

Es wird Abend auf dem Vorplatz des Rolf-Liebermann-Studios am NDR-Gelände Rothenbaum. Die Kollegen vom Licht haben auf dem Dach schon einen ziemlich großen und hellen Scheinwerfer aufgestellt, um das Filmset zu beleuchten. Heute steht die chronologisch letzte Einstellung des Films auf dem Programm. Dafür haben wir uns eine lange Kamerafahrt überlegt.

Um so eine Kamerafahrt auf sehr unebenem Boden zu realisieren fange ich nach kurzen Absprachen gleich an rund zehn Meter Schienen zu legen und diese mit Wasserwaage, Holzklötzen und Bierdeckeln auszuwiegen, damit die Kamera am Ende stabil fahren kann. Mit einiger Unterstützung liegen die Schienen schon nach etwa 30 Minuten ziemlich perfekt. Daraufhin bereite ich den Dolly – einen Schienenwagen auf dem die Kamera montiert wird – vor. Kameraoperator und Schärfenassistent setzten sich auf den Dolly und wir fangen an Lauf- und Fahrwege mit unserem Hauptdarsteller zu proben.
Wir beginnen zu Drehen und es klappt dann doch erstaunlich gut, sodass wir auf die nächste Einstellung umbauen können.

Jonathan Kuhnert baut den Kamera-Dolly auf. © NDR
Jonathan Kuhnert baut den Kamera-Dolly auf.

Die meisten Schienen kommen weg, nur ein kurzes Stück baue ich an einer Seite noch an, dann gibt es ein paar Korrekturen an der Kamera und wir proben die kurze Fahrt in Abstimmung mit den Schauspielern, doch irgendwie wirkt das Bild nicht so richtig rund. Es bedarf einer kurzen Absprache mit Olaf, dem Kameratrainer. Dann haben wir das Problem im Griff und es klappt wunderbar, nachdem wir Lauf- und Fahrbewegungen korrigierten. Die Einstellung ist auch im Kasten.

Es ist kurz nach 22 Uhr und so langsam wird mir kalt draußen. Es ist Zeit für einen warmen Kaffee und einen Keks. Glücklicher Weise kann ich mich nach dem Abbau der restlichen Schienen etwas ausruhen, da die übrigen Einstellungen des Tages ohne Kamerafahrt auskommen.

Zum Schluss drehen wir noch eine Einstellung von einem sogenannten Jib-Arm. Man kann ihn sich als kleinen Kran vorstellen auf dem vorne die Kamera befestigt ist und hinten mit Gewichten ausgeglichen wird. So können wir angenehm eine Höhenveränderung im Bild realisieren.

Um kurz nach 1 Uhr morgens ist der Drehtag zu Ende. Ich lade meine Schienen, den Dolly und mein restliches Equipment zurück auf den LKW und fahre nach Hause ins Bett.