Eitelkeiten und Genderfragen: Ausstellung zur Faszination Fußball
Drei Monate vor Beginn der Fußball-EM in Deutschland widmet sich das Museum Wilhelm Busch in Hannover in einer Ausstellung dem sportlichen Wettstreit - humoristisch, gesellschaftskritisch und sehr unterhaltsam.
Fangesänge, Torjubel und Fanfaren: die Stimmung in einem Fußballstadion. Wie sich das anfühlt, lässt sich im ersten Raum der Ausstellung "anPFIFF"! Schweiß und Leidenschaft auf dem Rasen" erleben. Eine wandfüllende Tapete mit einer bunten Menschenmenge bei einem Hannover 96-Spiel ist da zu sehen, ein Video mit Fangesängen läuft. Auf einer grünen Informationstafel steht, dass das Dach des Stadions in Hannover teilweise mit Folien beklebt ist, die den Fans Schatten bieten, die für den Rasen wichtigen UV-Strahlen aber durchlassen.
Es sind ungewöhnliche Aspekte rund um den beliebten Sport, den das Museum Wilhelm Busch in Hannover zeigt. "Uns war wichtig, Neugierde zu schüren und das Thema Fußball ein bisschen breiter aufzuklappen und aus unterschiedlichen Perspektiven anzuschauen", sagt Museums-Direktorin Eva Jandl-Jörg. Dafür haben die Macherinnen und Macher auch die Laienperspektive eingeommen. Sie werfen Fragen auf, wie "Was ist das für ein Rasen? Wie macht man es so eine Choreo, also eine Choreografie im Stadion? Wie entsteht so ein Banner? Wie geht das? Woher kommt das? Wer macht das?"
Historische Fotos, Trikots und eine Meisterschale
30 Künstlerinnen und Künstler beleuchten das Fußballgeschehen mit spitzem Stift. Ende der 1970er-Jahre zeichnete Volker Ernsting Porträts der Nationalspieler: Paul Breitner mit wallender Tolle, Karl-Heinz Rummenigge mit hoher Denkerstirn. Bettina Bexte zeigt in „Halbzeitpause“ sechs Spieler in gelben Trikots in der Umkleidekabine vor dem Spiegel: Fön, Lockenbürste und Spraydose in der Hand.
Dazu kommen Ausstellungsstück wie die Replik der Meisterschale von Hannover 96, historische Fotos und diverse Trikots, etwa von Robert Enke, der schwer unter Depressionen litt und Selbstmord beging. So geht es in der Schau auch um die mentale Gesundheit in dem noch immer von klassischen Männlichkeit geprägtem Sport. "Darf man das quasi sagen, wenn es einem schlecht geht? Das wollen wir einfach nach außen tragen und Mut machen und sagen das ist wichtig. Und das muss öffentlich werden", sagt Eva Jandl-Jörg.
Unterschiede zwischen Frauen- und Männerfußball
Auch Fairplay, Bestechlichkeit und das Thema Frauenfußball tauchen in den Karikaturen auf. "Komm, steh auf. Bei uns wär das ´ne Schwalbe!", sagt eine Fußballerin in der quietschbunten Zeichnung "Pilotprojekt Gemeinschaftstraining" von Bettina Bexte zu einem männlichen Kollegen, der sich auf dem Rasen wälzt und das Schienbein hält. Frauenfußball sei vielleicht der etwas ehrlichere Sport, kommentiert Hannover 96-Profispielerin Leah Bungeroth die Zeichnung. "Bei Männerfußball gibt es viele Schwalben, viel Rumgeschreie für kleinste Fouls. Und das gibt es alles im Frauenfußball nicht. Deswegen durchaus einige Stimmen sagen, dass der Frauenfußball durchaus ansehnlicher ist als der Männerfußball", sagt die Torwartin.
Ihre Mannschaftskollegin Lena Rathmann freut sich, dass das Team in der Ausstellung im Wilhelm Busch Museum dabei ist: "Dennoch haben wir natürlich ganz andere Bedingungen. Frauen können in der ersten und zweiten Liga immer noch nicht komplett von dem Gehalt leben, sondern müssen oftmals auch nebenher noch studieren oder einer anderen Tätigkeit nachgehen."
Es ist eine ebenso facettenreiche wie politische Ausstellung rund um das Thema Fußball - für alle Altersstufen. Wer seinen Kindern das Thema näherbringen will, dem sei der Raum mit Original-Zeichnungen des Illustrators Philip Waechter zu zwei Kinderbüchern mit Fußballgeschichten empfohlen, darunter „Arnd Zeiglers wunderbares Fußballbuch“, das im Januar erschienen ist. Oder der Kickertisch, der unten mitten im Raum der Ausstellung auf einem kreisrunden grünen Teppich steht.
Die Ausstellung "anPFIFF" im Museum Wilhelm Busch in Hannover bis bis zum 14. Juli 2024 zu sehen.