Paloma-Viertel in Hamburg: Hängepartie beendet
Die Hängepartie um das Paloma-Viertel auf St. Pauli ist vorbei: Wie der Hamburger Senat am Montag mitteilte, wollen die städtische Wohnungsbaugesellschaft SAGA und die Quantum Immobilien AG das Areal der früheren Esso-Häuser übernehmen.
Die letzten Unterschriften unter einer entsprechenden Absichtserklärung wurden am Montagmorgen geleistet, wie Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) bei der Vorstellung der Pläne sagte. Nach jahrelangem Stillstand ist damit nun eine Lösung für die Brachfläche am Spielbudenplatz gefunden. SAGA und Quantum wollen das Areal bis Ende des Jahres von der bisherigen Eigentümerin Bayerischen Hausbau übernehmen, wie die Unternehmen mitteilten.
164 Wohnungen, Kita und Hotel geplant
Auf dem Gelände sollen 164 geförderte Wohnungen, eine Kita und ein Hotel mit rund 350 Zimmern entstehen. Auch ein Haus der Kreativwirtschaft mit sieben Etagen ist geplant. Im Erd- und Untergeschoss soll ein Livemusik-Club Platz finden. Die Investitionssumme bezifferte die SAGA auf rund 200 Millionen Euro. Zum Kaufpreis des Grundstücks äußerten sich die Beteiligten nicht.
Bauprojekt soll 2028 fertig sein
Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) begrüßte die Lösung für das Paloma-Viertel. Finanzsenator Dressel sagte, weiterhin eine Brachfläche über Jahre hinweg könne sich Hamburg einfach nicht leisten. Quantum-Vorstandsmitglied Frank Gerhard Schmidt - sein Unternehmen ist für den gewerblichen Teil der Bebauung zuständig - sagte, der Baubeginn sei für Anfang 2026 geplant. Im ersten Halbjahr 2028 soll das Bauprojekt dann fertig sein.
Pein: Günstige Mieten "gute Nachricht für St. Pauli"
Der Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, Ralf Neubauer (SPD), sagte zwar, dass so viele Ideen wie möglich aus früheren Überlegungen übernommen worden seien. SAGA-Chef Thomas Krebs räumte aber auch ein, dass nun keine öffentlichen Flächen mehr vorgesehen seien. Stadtentwicklungssenatorin Pein verwies auf die geplanten günstigen Mietpreise. Trotz hoher Baukosten würden je nach Förderweg und Einkommen der Mieterinnen und Mieter 7,10 Euro, 9,20 Euro oder 12,10 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. "Das ist eine sehr gute Nachricht für St. Pauli", sagte Pein.
Kritik von PlanBude und der Linken
Lob für die am Montag vorgestellte Lösung gab es vom Verband der norddeutschen Wohnungsunternehmen wegen des geplanten bezahlbaren Wohnraums auf dem Kiez. Für die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion der Linken in der Bürgerschaft, Heike Sudmann, handelt es sich jedoch um einen Durchbruch mit Fragezeichen. Die ursprünglichen nach einem Bürgerbeteiligungsprozess vorgesehenen Vereinbarungen zugunsten des Stadtteils seien auf der Strecke geblieben. So sieht es auch Christoph Schäfer vom Bürgerbeteiligungsprojekt PlanBude, viele Ideen seien weggefallen. Bei den früheren Planungen sollten zum Beispiel die Dächer der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden - etwa zum Verweilen, Basketball spielen, Skateboard fahren oder Gärtnern.
Dressel: "Marktlage hat sich geändert"
Finanzsenator Dressel betonte dagegen, dass man "gut aufgesetzt" habe auf die alte Planung. "Nur wir müssen natürlich zur Kenntnis nehmen, dass die Marktlage sich geändert hat. Die Baukosten sind explodiert und wir haben ein verändertes Zinsniveau." Die Bayerische Hausbau Development hatte das Areal am Spielbudenplatz im Jahr 2009 gekauft. Geschäftsführer Gordon Gorski sagte, aufgrund der Immobilienkrise sei man "als klassischer Projektentwickler zu der Erkenntnis gekommen, dass es Partner gibt, die das Thema im Sinne der Stadt in der Zukunft gut voranbringen können".
Esso-Häuser im Jahr 2014 abgerissen
Bereits 2011 wurde in Gutachten festgestellt, dass die Esso-Häuser wirtschaftlich nicht zu retten seien. Im Dezember 2013 mussten dann alle Bewohnerinnen und Bewohner über Nacht ihre Wohnungen wegen Einsturzgefahr verlassen. 2014 wurde die früheren Bebauung des Areals mit der berühmten Esso-Tankstelle abgerissen. Seitdem klafft mitten auf dem Kiez eine rund 6.000 Quadratmeter große Baulücke.