Königin Charlotte aus Mirow: Netflix-Serie löst Urlaubs-Boom aus
Eine Netflix-Serie beschert dem kleinen Ort Mirow und seinem Schloss ungeahnte Aufmerksamkeit. Aus der Mecklenburgerin Charlotte wurde einst die britische Königin Charlotte - davon handelt "Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte".
Sie war 57 Jahre auf dem britischen Thron, hat mit der Strelitzie eine eigene Blume, die nach ihr benannt wurde und sie war eine von uns: Königin Charlotte von Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland. Sie kam aus Mirow in der Mecklenburgischen Seenplatte.
Netflix-Serie macht Charlotte in der ganzen Welt bekannt
Seit Mai ist Charlotte von den Geschichtsbüchern in die Wohnzimmer von Menschen auf der ganzen Welt gewandert: Mit der Netflix-Serie "Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte". Seit sie zu sehen ist, meldet der Online-Reise-Anbieter Expedia ein erhöhtes Interesse an Mirow.
Serie vermischt Fiktion und Geschichte
"Es ist keine Geschichtsstunde, sondern Fiktion inspiriert von Tatsachen. Alle von der Autorin genommenen Freiheiten, sind durchaus beabsichtigt." Diese Klarstellung stellt der Streaming-Dienst Netflix der Serie vorneweg. Königin Charlotte hat es gegeben, ihren Mann George auch - aber was ist mit dem Rest? Was ist Fiktion und was Historie?
Fest steht: Geboren als Sophie-Charlotte, Herzogin zu Mecklenburg-Strelitz, wächst sie in Mirow auf. Mit 17 Jahren reist sie nach England, um dort König George III. zu heiraten. Die Figur Queen Charlotte tauchte schon in der erfolgreichen Serie "Bridgerton" auf. Die sechs Folgen zu Charlotte sind die Vorgeschichte.
Ist Schloss Mirow tatsächlich das Serienschloss?
Zum Schloss Mirow geht es über eine gepflasterte Straße, dann über einen Wassergraben, durch ein Tor. Eingeblendet wird in der Serie "Mirow - Norddeutschland", im Original "Mirow Northern Germany". Zu sehen ist ein gelbes Schloss mit zwei Türmen. Gelb stimmt schon mal, aber der Rest?
Nachgefragt bei der aktuellen Schlossherrin, also der Museumleiterin Susanne Bocher: "Tatsächlich haben wir hier in Mirow auch ein Torhaus und eine Brücke, die über einen Wassergraben führt. Allerdings ist diese Liegenschaft hier (in der Serie) nicht Mirow, sondern es handelt sich um Ditton Manner in England", erklärt die Museumsleiterin.
Aufnahmen aus Ditton Manner sollen Mirow darstellen
Nicht Mirow, sondern Ditton Manner also. Immerhin, so steht es in den Geschichtsbüchern, soll König George sich Ditton Manner mal angeschaut haben - als es bei einem Feuer abbrannte.
22 Millionen Mal wurde die Serie laut Netflix in der ersten Woche nach Veröffentlichung angeklickt. Millionen weltweit wissen jetzt also, dass es Mirow gibt, aber nicht wie es aussieht. Zumindest wird Mecklenburg Strelitz gleich zweimal genannt! Als die Königin Besuch bekommt von ihrem Bruder, Herzog Adolph Friedrich der IV. Und noch mal von Adolphus selbst, als seine Schwester an der Ehe zweifelt.
Diese Allianz - sie bedeutet, dass Mecklenburg-Strelitz von der Macht Groß-Britanniens beschützt wird. Zitat aus der Netflix-Serie "Queen Charlotte"
Hatte Charlotte afrikanische Wurzeln?
Der größte Unterschied zwischen Serie und Realität ist aber wohl die Hautfarbe.
Sie ist sehr braun. - Ich sagte doch, dass sie Maurenblut hat. - Sie sagten nicht, dass sie so braun sein würde. Dialog aus der Netflix-Serie "Queen Charlotte"
Immer wieder in der Geschichte gab es Historiker, die sagen, Königin Charlotte habe afrikanische Wurzeln. Susanne Bocher kennt diese Theorien. "Es gibt Thesen in die Richtung, die aber nicht zweifelsfrei belegt sind, und da müsste man natürlich anthropologische Untersuchungen durchführen. Hier aus Mirow können wir da nicht viel zu sagen", so die Museumsleiterin.
Angeblich steigende Hotelanfragen aus den USA
Die sechs Folgen gehören zu einer der beliebtesten Serie von Netflix, so der Streaming-Dienst. Laut Reise-Portal Expedia seien Anfragen in den USA zu Hotels in Mecklenburg-Vorpommern seit Erscheinen der Serie um 30 Prozent gestiegen - und die zur Mecklenburgische Seenplatte um satte 140 Prozent. Offen lässt Expedia allerdings: 140 Prozent wovon?
Auf dem Parkplatz vor dem Schloss stehen jedenfalls Hamburger, Stuttgarter und Berliner Autos - und immerhin zwei niederländische. Amerikaner sind nicht zu sehen. Aber seit Beginn der Serie sind 143 ausländische Besucher mehr als im Vorjahr gekommen, so heißt es von den Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern.
Serie erhöht Interesse bei Führungen
Auch Museumsleiterin Susanne Bocher bemerkt einen leisen Trend zum Queen-Charlotte-Urlaub. "Wir fragen die Besucher natürlich nicht, ob sie deswegen ins Schloss kommen. Aber wenn wir Führungen haben - ich mache viel für Schulklassen - haben die Älteren die Serie zum Teil schon gesehen. Die jüngeren Schülerinnen und Schüler erzählen, dass ihre Mutter das schaut. Da gibt es dann einen Erkennungseffekt und dann ist Aufmerksamkeit doppelt da", erzählt Susanne Bocher.
Eine Sonderführung zur Netflix-Serie habe sie schon angeboten, denkbar seien noch mehr, sagt Bocher. Dann spricht sie natürlich auch über die Ehe von King und Queen. "Was ein besonders schönes Zeichen für die harmonische Ehe der beiden war, ist, dass George seine Frau liebevoll 'meinen Schatz aus Strelitz' genannt hat", berichtet Bocher.
"Liebst Du mich? - Ich liebe Dich, mein Herz schreit deinen Namen", lautet ein Dialog zwischen König und Königin in der Serie. Eine wahre Liebe - noch ein Punkt, in dem Historie und Serie übereinstimmen.