Internationales Musikfest Hamburg: 92.000 Gäste kamen in die Hansestadt
Mit einem ausverkauften Konzert von Lang Lang und dem Mahler Chamber Orchestra unter Andris Nelsons ist das Internationale Musikfest Hamburg am Mittwoch zu Ende gegangen. 92.000 Besucherinnen und Besucher hat das Festival in fünf Wochen angelockt.
Zwei Abende mit dem Concertgebouw Orchester unter John Eliot Gardiner, ein Auftritt von Jonas Kaufmann und dazu noch die Wiener Philharmoniker mit Jakub Hrůša. Das wäre früher in Hamburg vielleicht innerhalb einer ganzen Saison möglich gewesen. Beim Internationalen Musikfest gab es diese Konzerte innerhalb einer einzigen Woche Anfang Mai. Eins von vielen Beispielen für die unglaubliche Dichte an musikalischen Höhepunkten, meistens, aber keinesfalls ausschließlich, aus dem Bereich der Klassik.
Musikfest Hamburg spielt auf Topniveau
Man muss keine lokalpatriotische Brille aufhaben, um ganz nüchtern festzustellen: Mit so einem Angebot, verteilt auf Elbphilharmonie und Laeiszhalle, ist der Anspruch auf internationalem Topniveau mitzuspielen eingelöst. Und zwar nicht nur mit großen Namen. Ein Projekt wie der Sonatenmarathon der Pianistin Tamara Stefanovich steht ebenso für dramaturgische Akzente wie die Aufführung von acht Schubert-Quartetten an drei Abenden mit dem Quatuor Modigliani.
Überladene Aufführung mit Pantomime und Puppenspiel
Natürlich kann nicht jeder Abend in fünf Wochen dasselbe Niveau erreichen, ganz klar. Und manchmal liest sich eine Idee im Programmheft besser als sie dann in der Realität funktioniert. So wie bei einer etwas überladenen Aufführung von Schuberts Liedzyklus "Die Schöne Müllerin" in einer szenischen Fassung mit Pantomime und Puppenspiel.
Thema Liebe beim Musikfest Hamburg
Das Thema "Liebe" war sehr weit gefasst. Und trotzdem passten da nicht alle Konzerte vom Musikfest gleich gut rein. Auch das kann man kritisieren. Andererseits gab es aber viele wirklich eindringliche Programme zu den verschiedenen Facetten der Liebe. Vom Gastspiel der Tallis Scholars mit Vokalmusik zum Hohelied der Liebe aus der Renaissance bis zu einem wunderbaren Community-Projekt unter dem Titel "Love EST 2023". Dazu hatten über 100 Hamburgerinnen und Hamburger unterschiedlicher Herkunft ihre Ideen zum Thema "Liebe" zusammengetragen - und in monatelanger Vorbereitungszeit eine Performance aus Tanz, Text, Schauspiel und Musik erarbeitet.
Auslastung von 95 Prozent
Die gefeierte Aufführung des Community Projekts im Großen Saal der Elbphilharmonie gehörte zu den besonders anrührenden Momenten. Bei einem Internationalen Musikfest, das mit Höhepunkten eng gepflastert war - und damit auch ein Publikum jenseits der Stammgäste angesprochen hat. Die Auslastung von 95 Prozent hat sicher auch mit der Anziehungskraft des Saals zu tun. Aber sie ist auch der verdiente Lohn für ein richtig starkes Programm, wie man es nur an wenigen Orten der Musikwelt erleben kann.