Podcast "Feel Hamburg" mit Diskuswerfer Mika Sosna
Seit zwei Jahren gibt es bei den unter Zwanzigjährigen (U20) einen neuen Weltrekord im Diskuswerfen, aufgestellt von dem Hamburger Ausnahmetalent Mika Sosna. Beim SoleCup in Schönebeck erreichte er sagenhafte 71,37 Meter - und trotzdem hat er sein Ticket für die Olympischen Spiele in Paris noch nicht in der Tasche.
"Die Hauptaufgabe ist geschafft: Die Olympa-Norm ist erreicht. Jetzt kommt es darauf an, was die restlichen deutschen Werfer noch machen", sagt der junge Diskuswerfer im Gespräch mit Ilka Steinhausen und erklärt weiter, dass es zurzeit ein extrem starkes Feld in Deutschland gebe. "Wir haben drei Plätze und wenn jetzt vier oder fünf Leute die Olympia-Norm haben, wird es sehr spannend, wer letztendlich zu den Olymischen Spielen fahren darf." Da er im Moment nur warten kann, trainiert er weiterhin sehr hart, um in Paris auf dem Höhepunkt seiner Fitness zu können. Und das bedeutet für ihn stattliche 19 Trainingseinheiten pro Woche.
Sein Weg an die Spitze ist bisher keineswegs frei von Herausforderungen und Rückschlägen. Rückblickend auf ein schwieriges Jahr erzählt Sosna: "Letztes Jahr war es einfach tatsächlich nur Pech. Wir machen nach dem Krafttraining teilweise so ein paar spezielle Med-Ballwürfe hinterher, um die Kraft direkt in Schnelligkeit umzuwandeln. Da hatte ich noch Gewichtheber-Schuhe an und bin einfach auf die Kante der Gewichtheber-Schuhe getreten, umgeknickt und dann hat es mal eben Peng gemacht am Fuß und weg war die Sehne." Rechtzeitig zu Olympia 2024 ist der Diskuswerfer aber wieder in Topform und wünscht sich nichts mehr, als Deutschland würdig zu vertreten.
Viele Doping-Kontrollen
Als Leistungssportler muss sich Mika Sosna regelmäßigen Doping-Kontrollen unterziehen und wird streng kontrolliert. "Das bedeutet, ich muss jeden einzelnen Tag angeben, wo ich schlafe, was für Wettkämpfe ich habe und wo ich anzutreffen bin für eine Kontrolle." Um jederzeit für die Kontrolleure erreichbar zu sein, darf der Athlet sein Handy nie aus den Augen lassen. "Falls irgendetwas sein sollte und ich den Anruf kriege, sollte ich dran gehen. Du musst 24/7 erreichbar sein." Im Prinzip findet Sosna diese scharfen Kontrollen sehr gut, aber er bezweifelt, dass das in allen Ländern so strikt gehandhabt wird.
Der Kühlschrank muss immer voll sein
Wegen ihres anspruchsvollen und kraftzehrenden Trainingspensums müssen Leistungssportler sehr auf ihre Kalorienzufuhr achten und im Gegensatz zu Freizeitsportlern aufpassen, dass sie kein Gewicht verlieren. Das heißt, regelmäßig und reichlich zu essen. Dafür, dass der Kühlschrank immer gut gefüllt ist, sorgt Sosnas Mutter. "Es ist unglaublich, was diese Frau drauf hat. Wir sind tatsächlich drei Jungs, die ziemlich groß sind, alle um die zwei Meter. Und Lebensmittel sind zum aktuellen Zeitpunkt so unfassbar teuer geworden. Da muss man jeden Euro dreimal umdrehen", erzählt das Muskelpaket. Seine Mutter sei alleinerziehend und habe mit ihren drei Söhnen "einiges auszustehen". Deshalb will er sie unbedingt stolz machen. Zum Glück hat Mika Sosna mit dem ehemaligen St. Pauli-Trainer und heutigem REWE-Markt-Geschäftsführer Holger Stanislawski einen Sponsoren gewinnen können, der die Familie unterstützt.
Sportförderung ist wichtig
Zurzeit ist Mika Sosna als Sportsoldat bei der Bundeswehr angestellt und wird von seinem Arbeitgeber für das Training freigestellt. "Ohne dieses System der Sportfördergruppe Bundeswehr oder auch einer Sportfördergruppe der Bundespolizei ist in Deutschland der Leistungssport überhaupt gar nicht möglich", ist der angehende Olympionike überzeugt. Als Leistungssportler müsse er auf jeden einzelnen Euro schauen und sei zwingend auf Sponsoren angewiesen.
Bei "Feel Hamburg" spricht Ilka Steinhausen mit Mika Sosna auch über seine Wünsche an die Sportstadt Hamburg. Er erzählt von seiner Zeit an der Eliteschule des Sports in Dulsberg und er verrät, dass er von seinen Freunden sehr gerne als Möbelpacker und Ein-Mann-Umzugsunternehmer gebucht wird.
Den kostenfreien Podcast "Feel Hamburg" finden Sie hier, in der NDR Hamburg App, in der ARD Audiothek und bei anderen Podcast-Anbietern.