Podcast "Feel Hamburg" mit Comic-Zeichnerin Maren Amini
Mit ihrer ersten Graphic Novel "Ahmadjan und der Wiedehopf" hat die Cartoonistin Maren Amini nicht nur eine berührende Familiengeschichte erzählt, sondern auch einen sehr persönlichen, künstlerischen Prozess durchlebt.
Amini erzählt die Lebensgeschichte ihres Vaters Ahmadjan, der als erster Afghane nach dem Einmarsch der Sovjetunion in Afghanistan Asyl in Deutschland erhielt. Ahmadjan ist selbst Grafiker und Künstler, und seine Erfahrungen und Werke flossen maßgeblich in die Graphic Novel ein.
Die bewegende Familiengeschichte hinter der Graphic Novel
Für Maren Amini war es eine emotionale Reise, diese Geschichte zu illustrieren. "Beim Zeichnen habe ich eigentlich die ganze Zeit geweint und dann auch immer so tragische Musik gehört.Ich war monatelang, das ganze Buch über, sehr gerührt", beschreibt sie die intensive emotionale Arbeit an dem Buch. Besonders emotional sei es für sie gewesen, sich mit den Werken ihres Vaters auseinanderzusetzen, die sie als Kind als eher abschreckend empfand: "Ich hatte immer nur Angst. Da waren so viele dunkle Bilder. Wenn ich aufs Klo musste, musste ich an so gruseligen Bildern vorbei. Und ich fand die irgendwie immer nur so düster und mochte die gar nicht.“
Jetzt, als erwachsene Künstlerin, konnte sie diese Bilder neu entdecken und verstehen. "Das war jetzt ganz berührend, diese Bilder noch einmal richtig anzugucken und die Titel zu erfahren und sich reinzufühlen, wie es sich anfühlen muss, wenn man so weit weg ist von der Heimat und da so ein schrecklicher Krieg tobt.“ Die Graphic Novel ist also nicht nur eine Erzählung von Flucht und Verlust, sondern auch eine Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Erbe ihres Vaters und einer gemeinsamen Verarbeitung der Familiengeschichte.
Ein steiniger Weg zur Cartoonistin
Neben ihrer Arbeit als Illustratorin hat Maren Amini sich auch als Cartoonistin etabliert – eine künstlerische Ausdrucksform, die sie im Laufe ihres Studiums an der Hochschule für angewandte Wissenschaften für sich entdeckt hat. Doch ihr Weg dahin war nicht einfach. "Cartoons zu zeichnen habe ich in der 'Caricatura' in Kassel nochmal richtig gelernt. Es ist mir damals nie so aufgefallen, aber im Studium wurde das auch fast so ein bisschen als abwertend bezeichnet: 'Das sieht zu cartoonig aus.' Es gab irgendwie die hohe Kunst und dann gab es den Cartoon. Das war irgendwie so ein anderes Level", erklärt sie die unterschwellige Hierarchie, die sie im Kunststudium erlebte.
Cartoons werden unterschätzt
Trotz dieser akademischen Vorbehalte widmete sie sich dem Cartoon, einer Kunstform, die sie als besonders herausfordernd empfindet: "Ich fand das total schräg, dass es an unserer Schule gar nicht unterrichtet worden ist, weil das so zeitaktuell und mit die schwierigste Kunst ist. Mach mal eine Zeichnung und dann mach mal einen Spruch drunter und dann lasst mal fremde Leute drüber lachen, die dich nicht kennen." Auch die finanzielle Realität als Cartoonistin ist ernüchternd. Amini betont, wie schwer es ist, von Cartoons zu leben. "Es gibt Zeitungen, da kriegt man so 30 bis 70 Euro für einen Cartoon und für eine Illustration, wo kein Witz drunter steht, kriegt man 400 bis tausend Euro." Diese Diskrepanz zeigt, wie wenig Wertschätzung der Cartoon als Kunstform in manchen Medien erhält, obwohl er oft mehr Kreativität und Präzision erfordert als eine reine Illustration.
Im Gespräch mit Daniel Kaiser erzählt die Illustratorin auch von den Begegnungen in ihrem Atelier und ihrem Leben als Kind eines Afghanen und einer Hamburgerin.
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