Der "Traumschiff-Doktor" Nick Wilder vertellt
Nick Wilder hat die Welt bereist. Er spricht mehrere Sprachen fließend - unter anderem Plattdeutsch, seine Muttersprache. NDR 1 Welle Nord Platt-Redakteur Lornz Lorenzen hat ihn zu einem Interview getroffen.
von Lornz Lorenzen
Irgendwo im Kreis Rendsburg-Eckernförde, in Osdorf am frühen Nachmittag, mitten auf dem Land. Hier sitzt der Verlag "In Farbe und Bunt", der Nick Wilders Lebenserinnerungen herausbringt. Ein befreundeter Cutter hatte mich drei Tage zuvor angerufen und gesagt: "Moin Lornz, über einen Bekannten weiß ich zufällig, dass der "Traumschiff-Doktor" Nick Wilder einen Kontakt zur Plattdeutschredaktion sucht". Jetzt sitzen wir uns hier gegenüber, in der zum Fotostudio umgebauten Scheune, und der Mann aus Montana, der auf Fehmarn geboren wurde, sprudelt vor Geschichten. Op Platt!
Denn, was wenige wissen, Hochdeutsch ist Nick Wilders erste Fremdsprache. Plattdüütsch hingegen hat der Sohn eines Fehmaraner Landwirtes, der 1952 als Klaus Wilder das Licht der Welt erblickte, bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Und schon als "lütte Buttjer" (kleiner Junge) verliebte er sich in die Fernsehserie "Bonanza", die er bei den Nachbarn in schwarz-weiß mit gucken durfte.
Von der Ostsee an die East Coast
Der ältere Bruder erbte den Hof, der Jüngere zog aus, um über die Zwischenstation Dänemark sein Glück im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu suchen. Durch Zufall hatte Nick Wilder vor "Wissers Hotel" in Burg auf Fehmarn einen Amerikaner kennengelernt, der ihm in New York einen ersten Anlaufpunkt bot. Amerika, sagt er im Interview, passte ihm von Anfang an "as een Handschoh" (wie ein Handschuh). Auf der Ostseeinsel hatte er bereits Windsurfen und Wasserskifahren gelernt.
Auch auf Nick Wilder passt der vielzitierte Buchtitel "Mein Arbeitgeber ist der Wind" der Sylter Windsurflegende Jürgen Höhnscheid, denn Wilder surfte viele Jahre sehr erfolgreich auf der Fun-Sport-Welle mit. Er exportierte Windsurfboards nach Amerika, verkaufte sie im eigenen Laden in Fort Lauderdale. 1977 wurde er selbst sogar Weltmeister im Tandemwindsurfen. Dazu, das beweist ein weiterer Karriereschritt, sieht er einfach blendend aus. So erzählt er in seiner Biografie "Hallo, Herr Kaiser! - das Leben ist wilder als man denkt", wie er eine modelnde Freundin in Miami zum Set begleitete und von der betreuenden Agentin gleich von der Stelle weg für gut bezahlte Shootings gebucht wurde.
"Hallo, Herr Kaiser!"
Kommt Ihnen das Gesicht nicht auch noch aus anderen Zusammenhängen bekannt vor, als zuletzt von Bord des ZDF-Traumschiffs? Dieses Lächeln! Genau! Millenials werden "Hallo, Herr Kaiser", den immer Aktenkoffer tragenden "Versicherungsmann von der Hamburg-Mannheimer" vielleicht gerade noch aus ihren Kindertagen kennen. Die Älteren kennen ihn sowieso. 2010 verschwand die Werbe-Ikone einer ganzen Generation vom Bildschirm und teilte so das Schicksal von "Clementine" oder dem "Melitta-Mann". Nicht grundlos umfasst Nick Wilders Biografie mehr als 400 Seiten. Und über seinen schauspielerischen Weg, der ihn über Hollywood zu einer Rolle im Blockbuster "Stargate" von Regisseur Roland Emmerich führte, und die Kunst des visualisierenden Denkens, wurde hier noch gar nicht gesprochen.
Nick Wilders Biografie hat er zusammen mit seinem Co-Autor Björn Sülter auf Hochdeutsch verfasst. Uns gab er dagegen ein einzigartiges Interview, in dem der weit gereiste Schauspieler seine Lebenserfahrungen "ad hoc" in die eigene Muttersprache (zurück) übersetzt hat.
Abschied: Zu Weihnachten geht es von Bord
Dass Nick Wilder nach 10 Jahren an Deck des ZDF-Traumschiffs am 26. Dezember Abschied nimmt und dass seine Traumfrau Christine Mayn da eine entscheidende Rolle im Plot spielen wird, ist bekannt. Was weniger bekannt ist, ist, dass Nick Wilder ein großer Fan der verstorbenen Ohnsorg-Theater Schauspieler-Legende Henry Vahl ist. "Dat gifft keen wat dat schafft, de Lüüd 15 Minuten lang alleen dordör to begeistern, wie he sien Hoot versökt an de Garderoov optohangen" (Es gibt niemanden wie Henry Vahl, der es schafft, die Menschen allein 15 Minuten damit zu begeistern, wie er versucht, seinen Hut an der Garderobe aufzuhängen). Und dann sagt er noch ganz beiläufig, er würde ja selbst gern mal auf der Bühne des Hamburger Ohnsorg-Theaters stehen. Er habe sich schon die Telefonnummer von Intendant Michael Lang besorgt.
Aufgrund der Interviewlänge von mehr als 120 Minuten, stellen wir das Gespräch hier in Ausschnitten nach und nach online. Ein erstes Stück gibt es schon bei uns schon zu hören. Nick Wilder über's Karpfenessen zu Weihnachten und darüber, warum es wichtig ist, immer einen Eimer Wasser neben dem Baum stehen zu haben.