Adel Tawil: Soulstimme und Ausnahmetalent
Locker, positiv und manchmal etwas faul - so beschrieb sich Adel Tawil, Stimme und Gesicht des Erfolgsduos Ich+Ich und danach solo unterwegs, einmal in einem NDR Interview. Das freundliche Wesen ist ihm wohl angeboren. Wie man im umkämpften Musikbusiness dauerhaft Erfolg hat, das hat er jedoch von Ich+Ich-Partnerin Annette Humpe gelernt. Sie habe ihm beigebracht, wie man Songs schreibt. Dass der Text das Allerwichtigste dabei sei. Seit Anfang 2012 gehen die beiden musikalisch getrennte Wege - Freunde sind sie aber noch immer: "Ihr Rat ist mir heute noch wahnsinnig wichtig."
Vom Abgrund zum erfolgreichen Sänger
Adel Tawil wächst als ältestes von drei Kindern in Berlin-Spandau auf. Der Vater stammt aus Ägypten, die Mutter aus Tunesien. Die Schulferien verbringt er in beiden Ländern. Seine musikalische Karriere startet Ende der 1990er-Jahre als Mitglied der Boygroup The Boyz. Der von ihm getextete Song "One Minute" bringt europaweit Erfolge. Nach dem Ende der Band ging es allerdings bergab, es folgten Schulden, Alkohol und Drogen. Eine selbstzerstörerische Zeit, wie er rückblickend sagt. Die Rettung kommt, kitschig und realistisch gleichermaßen, durch die Liebe seiner damaligen Freundin und späteren Ehefrau, GZSZ-Schauspielerin Jasmin Weber. Tawil lässt die Drogen hinter sich, nimmt seine musikalische Karriere wieder auf und besinnt sich auf sein Talent: die soulige Stimme. 2002 lernt er dann die ehemalige Ideal-Sängerin Annette Humpe in einem Tonstudio kennen - der Rest ist deutsche Musikgeschichte.
Auf der Bühne ist Tawil der Entertainer
Mit ihrem zweiten Album "Vom selben Stern" gelingt Ich+Ich 2007 eins der erfolgreichsten deutschen Popalben der Gegenwart. Mehr als 1,2 Millionen Mal ging es über den Ladentisch und wurde mit Dreifach-Platin ausgezeichnet. Gemeinsam sind sie vielleicht das ungewöhnlichste Duo, das je die deutschen Charts eroberte: Er, der Jungspund, sie, die 28 Jahre ältere, erfahrene Musikerin. Er singt, sie schreibt, gemeinsam produzieren sie die Songs. Auf der Bühne ist Tawil die Hauptperson, ein echter Entertainer.
Vielseitige Zusammenarbeit
Tawil ist jedoch nicht nur gemeinsam mit Songschreiberin Humpe erfolgreich. Der von ihm und dem HipHopper Azad gesungene Titelsong der Serie "Prison Break" stürmte 2007 auf Platz eins der deutschen Charts und verkaufte sich mehr als 150.000 Mal. Tawil wurde als Gastsänger für das Album Genuine Horizon von Chris Zippel engagiert und war im 2008 erschienenen Musikvideo von Tarééc, der als T-Soul ebenfalls Mitglied der Band The Boyz war, zur Single "Für das Volk" zu sehen.
2009 nahm er mit der Sängerin Cassandra Steen die Singel "Stadt" auf, die es bis auf Platz zwei der deutschen Charts schaffte. Mit ihrem dritten Album "Gute Reise", das 2009 erschien, gingen Ich + Ich im Herbst 2010 auf Tournee durch Deutschland und Österreich, bevor sie eine kreative Pause einlegten und sich um ihre Soloprojekte kümmerten. So tat Adel sich mit Rapper Sido zusammen und veröffentlichte den Song "Der Himmel soll warten". Zuvor war Adel noch als Mitglied der Jury von "Unser Star für Oslo" an der Suche nach dem neuen Gesicht für den Eurovision Song Contest beteiligt.
Offenbar hat es ihm gefallen, denn auch 2011 Jahr ist der Sänger als kompetenter Experte wieder mit von der Partie, um unseren ESC-Song für Deutschland zu finden.
Urbaner Sound, persönliche Texte
Sein Solo-Debütalbum "Lieder" erscheint 2013. Die gleichnamige Single wurde sofort zum Ohrwurm. Damit macht das Ausnahmetalent da weiter, wofür auch Ich+Ich so geliebt wurden: mit ehrlichen Texten, seiner ganz eigenen, souligen Stimme und jetzt noch jüngeren Sounds. Alles klingt irgendwie urbaner, zeitgemäßer, stellenweise mit mehr Bass - und nach seinen ganz persönlichen Geschichten. Privat bringt 2014 die Trennung von seiner Frau Jasmin einige Turbulenzen mit sich.
Aller guten Dinge sind drei
Beim Eurovision Song Contest ist Tawil 2017 zum dritten Mal dabei. Gemeinsam mit ESC-Gewinnerin Nicole, dem Musikproduzenten Andreas Herbig sowie Joy Denalane und Wincent Weiss bildet er die deutsche Jury für den ESC in Kiew. An seine alten Erfolge knüpft der Sänger in diesem Jahr auch wieder an. Sein Album "So schön anders" steigt Ende April direkt auf Platz 1 in die deutschen Charts ein und verdrängt damit Ed Sheeran von der Spitze.