Zum 50. Geburtstag gibt's großes Buhei
Die Scorpions feiern in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag - und veranstalten ein entsprechend großes Buhei: Neben einem Film über die Bandgeschichte veröffentlichen sie ihr 18. Studioalbum. Dieses gibt's nicht nur in der normalen Fassung, sondern auch als "Double-Heavyweight-Vinyl", als "Deluxe-Version" mit vier Bonustracks und als "Limited 50th Anniversary Collector's Box" mit Vinyl-Picture-Single, Autogrammkarte, Doppel-CD-Hörbuch und Shirt. Fragt sich bloß: Kann die Musik da mithalten?
Insgesamt entsteht zunächst mal der Eindruck, dass dem Käufer mittels plakativer Songtitel die Marschrichtung vorgegeben werden soll: "Going Out With A Bang", "Rock My Car", "Rock 'n' Roll Band", "Hard Rockin' The Place" - herrje, ich hab's doch begriffen, es wird gerockt. Und angeblich auch noch "hart".
Stilistisch querbeet
Dabei kommt der Opener "Going Out With A Bang" schon mal nicht richtig in die Gänge. Ist also nix mit dem beschworenen "Bang". "Rock My Car", ein zuvor nur auf Liveaufnahmen veröffentlichter Song aus den 80ern, rockt dann schon mehr. Mit "Rock 'n' Roll Band" dürften die Scorpions einen der ödesten Songtitel überhaupt geschaffen haben, wobei die Musik selbst vor allem wegen alternative-lastiger Gitarren stark nach Ugly Kid Joes "Everything About You" und "Two Princes" von den Spin Doctors klingt - voll 90er. "Hard Rockin' The Place" ist sehr schwermütig, geradezu - oha! - heavy. Und "Gypsy Life", eine von zwei Balladen auf dem Album, ist einfach nur typisch Scorpions und damit ein adäquater letzter Track der regulären Album-Edition.
Gradlinig klingt anders
Alles in allem ist das Ergebnis durchwachsen. Klar, der Sound geht in Ordnung, was bei einer Band dieser Größenordnung aber auch zu erwarten ist. Klaus Meines Stimme ist halt Klaus Meines Stimme - passt. Die Songs: mal rockig, aber über weite Strecken auch verhalten, fast schon poppig-sanft, manchmal alternativ, und - natürlich, schließlich gelten die Scorpions als Erfinder der "Power-Ballade" - auch balladesk. Gitarrist Matthias Jabs ließ in Interviews schon durchblicken, dass auf "Return To Forever" diverse Ideen umgesetzt wurden, die teils sehr alt sind, aber nie zum Einsatz kamen. Das hört man dem Album an, das wegen dieses fragmentarischen Charakters ursprünglich gar keines werden sollte: Die Tracklist wirkt zusammengewürfelt, was den Stil der Songs angeht. Zwar ist man weit entfernt von den Experimenten der 90er-Jahre, aber ein gradliniges Hardrock-Album klingt anders. Ja, die Scorpions rocken zu ihrem 50. - aber nicht wirklich hart.
Return To Forever
- Genre:
- Rock
- Label:
- SevenOne Music
- Veröffentlichungsdatum:
- 20.02.2015