Stand: 08.03.2018 09:28 Uhr

Zukunft in Demmin? Soll ich bleiben oder gehen?

von NDR Newcomernews (Ein Medienbildungsprojekt des NDR Landesfunkhauses MV mit Schülerinnen und Schülern.)

Schüler vor Ortsausgangsschild Demmin © NDR Newcomernews Foto: NDR Newcomernews
Wegen der Berufswahl kehren viele junge Leute Demmin den Rücken.

Die alte Hansestadt Demmin ist mehr als 700 Jahre alt. In den 1950er-Jahren lebten hier mehr als 17.000 Einwohner. Vor der Wende waren es noch 16.700. Heute sind es nur noch rund 11.000. Prognosen sagen, dass die Einwohnerzahl Demmins bis 2030 um weitere gut 15 Prozent sinken könnte. Der Rückgang spiegelt sich auch in der Altersstruktur wider: 36 Prozent der Demminer über 65, aber nur 15 Prozent sind unter 18. Immerhin: Im vergangenen Jahr wurden an den Schulen der Stadt 966 Schülerinnen und Schüler eingeschult. Doch haben sie eine Zukunft in der Stadt?

VIDEO: "Demmin muss mehr für die Jungen tun" (5 Min)

Viele werden Demmin wohl verlassen

Eine Umfrage unter den NDR Newcomernews Reportern von der Demminer Pestalozzi-Schule ergab: Von 20 sind sich nur sechs sicher, dass sie nach der Schule in ihrer Heimatstadt bleiben wollen. Für einige steht bereits fest, dass sie bald nicht mehr in der Stadt an der Peene leben werden. Viele wissen es noch nicht. Doch wovon hängt das ab? "Davon, ob ich einen Ausbildungsplatz bekomme", ist eine häufige Antwort, wenn man sich unter den Neunt- und Zehntklässlern der Pestalozzi-Schule umhört. Einer der bleibt, ist der 15-jährige Philipp Werner aus der 10b: "Ich bleibe hier, weil ich schon einen festen Ausbildungsplatz habe - als Mechatroniker in der Darguner Brauerei." Dass manche seiner Altersgenossen Demmin verlassen und nach Berlin oder Rostock ziehen wollen, kann er verstehen: "Denn in den Großstädten gibt es viel mehr Berufe und auch viel mehr Ausbildungsplätze.

"Betriebe haben erkannt, dass sie ausbilden müssen"

Der Demminer Lehrer Edgar Kliewe © NDR Newcomernews Foto: NDR Newcomernews
Die Ausbildungssituation hat sich verbessert", meint der Demminer Lehrer Edgar Kliewe.

Im landwirtschaftlich geprägten Demmin sind große Arbeitgeber rar. Dementsprechend hapert es insgesamt an wirtschaftlicher Kraft. Das Wegziehen der Jugend sehen auch die Älteren kritisch: "Es gibt enorme Auswirkungen für die Region", sagt Edgar Kliewe, der an der Pestalozzi-Schule Lehrer ist und außerdem für die CDU im Kreistag sitzt. "Weil die Region jetzt schon überaltert ist." Dennoch: Die Ausbildungssituation habe sich in letzter Zeit schon gebessert: "Viele Betriebe hier haben erkannt, dass sie Ausbildungsplätze anbieten müssen, um genug Fachkräfte zu kriegen." Vor einigen Jahren habe das noch wesentlich schlechter ausgesehen. Kaum einer der Schulabgänger habe in der Stadt einen Ausbildungsplatz ergattern können. Kliewes Rezept für die Zukunft? "Man sollte die Betriebe weiter motivieren, junge Leute auszubilden."

Der Demminer Lehrer Edgar Kliewe © NDR Newcomernews Foto: NDR Newcomernews
AUDIO: "Für den Job müsste ich eigentlich gehen" (6 Min)

Mehr um qualifizierte Ausbildung kümmern

Ähnlich sieht es Frank Reppin. Er ist stellvertretender Schulleiter und Praktikumsbetreuer der Schüler. Auch Reppin findet, dass es mittlerweile eine deutliche Verbesserung der angebotenen Ausbildungsstellen in Demmin und Umgebung gibt - im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Trotzdem müssten sich die Firmen mehr um qualifizierte Auszubildende bemühen, wenn sie auf lange Sicht bestehen wollen. Eine weitere Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung hält er außerdem für nötig, um mehr Jugendliche halten zu können. Dann würde die Einwohnerzahl nicht noch weiter sinken und möglicherweise kämen aufgrund der neuen Arbeitsplätze auch neue Einwohner dazu.

Kommentar

Weg aus Demmin? Vielen bleibt keine andere Wahl

Viele junge Leute in Demmin sind innerlich gespalten: Sollen sie zur Ausbildung wegziehen? Oder sollen sie bleiben - und womöglich auf ihren Wunschberuf verzichten? Mehr Ausbildungsplätze müssen her! mehr

Wunschberuf nicht immer möglich

Doch nicht für alle Berufsfelder gibt es Ausbildungsplätze in der Region. Das hat auch der 16-jährige Alexander Hirsch festgestellt. Er möchte Fachinformatiker werden. Mit einer Ausbildung könnte es klappen - allerdings in Berlin, zwei bis drei Stunden von Demmin entfernt. Seine Freunde sind in dieser Frage gespalten: Einige würden gerne bleiben, finden aber keinen Ausbildungsplatz, und gehen deshalb. Und einige wollen unbedingt in ihrer Heimat bleiben. Dafür nehmen sie es aber auch in Kauf, ihren Wunschberuf nicht zu erlernen. Für Alexander steht eines fest: Eines Tages will er nach Demmin zurückkehren: "Weil Demmin meine Heimatstadt ist, ich hier aufgewachsen bin und die Gegend rund um die Stadt wunderschön ist."

VIDEO: Zukunft in Demmin? Das sagen Schüler und Lehrer (5 Min)

Dieser Artikel ist durch Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Workshops des Medienbildungsprojekts NDR Newcomernews des NDR Landesfunkhauses entstanden.

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