Stand: 20.01.2018 13:12 Uhr

Schlaue Handys, dumme Teenager?!

von NDR Newcomernews (Ein Medienbildungsprojekt des NDR Landesfunkhauses MV mit Schülerinnen und Schülern.)

Schüler des Pädagogiums Schwerin gucken auf ihre Smartphones © NDR Foto: NDR
Machen Smartphones Jugendliche dumm? Dieser Frage sind Schülerinnen und Schüler des Pädagogiums Schwerin nachgegangen.

Nachrichten checken direkt nach dem Aufstehen, auf dem Schulhof mal eben noch ein Foto posten, am Nachmittag an die Freundinnen ein Video snappen - verschiedene wissenschaftliche Studien besagen, dass immer mehr Jugendliche vom Internet abhängig werden. Forscher warnen davor, dass die Abhängigkeit von Medien die Gesundheit von Heranwachsenden gefährdet. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung fordert deshalb mehr "digitale Fürsorge". Im Medienprojekt NDR Newcomernews sind Schülerinnen und Schüler aus dem Pädagogium in Schwerin der Frage nachgegangen, ob Smartphones Jugendliche dumm machen.

Das Handy bestimmt unseren Alltag. Gehirnforscher sagen: Mobiltelefone verändern die Art, wie wir Dinge wahrnehmen, was wir uns merken, wie wir denken. Mediziner sprechen vom sogenannten "Google-Effekt". Schon wer an sein Telefon denkt, verschwendet die wertvolle Aufnahmefähigkeit seines Gehirns, sagen Wissenschaftler. Studien belegen: 90 Prozent der Menschen gehen nicht mehr ohne Handy aus dem Haus. Die Mehrzahl der Eltern kennt die Telefonnummer des eigenen Kindes nicht mehr auswendig. Und 85-Mal am Tag greifen wir lieber auf das Wissen im World Wide Web zurück als auf unsere grauen Zellen.

VIDEO: Verblödet durch Smartphones? Schüler fragen nach (6 Min)

Handy regt Gehirnzellen an

Aber macht das Mobiltelefon tatsächlich dumm - auch biologisch gesehen? Forscher kommen zu unterschiedlichsten Ergebnissen, Langzeitstudien fehlen. Wissenschaftler haben aber herausgefunden, dass die Strahlung von Smartphones die Aktivität von Gehirnzellen zumindest anregen, den Blutfluss im Gehirn und dessen Energieumsatz steigern kann.

Schüler des Pädagogiums Schwerin gucken auf ihre Smartphones © NDR Foto: NDR
AUDIO: "Ich glaube nicht, dass ich verblöde" (11 Min)

Umfrage unter Schülern: Elf Prozent halten sich für abhängig

Für das NDR Newcomernews Projekt haben die jugendlichen Teilnehmer 97 Mitschülerinnen und Mitschüler in einer nicht-repräsentativen Umfrage zu ihrem Umgang mit sozialen Medien befragt. 58 Prozent der Befragten sagten aus, dass sich Familie und Freunde darüber beschweren würden, dass zu viel Zeit für soziale Medien draufgeht. Die Mehrheit der Befragten findet nicht, dass sie das Internet vom Lernen abhält. Elf Prozent gehen sogar davon aus, dass sie süchtig sind nach Medien.

Smartphones nicht schuld an Werteverfall

Polizist Steffen Salow © NDR Foto: NDR
Polizist Steffen Salow beobachtet ein Schwinden von Respekt und Höflichkeit in der Gesellschaft. Smartphones sind aber nicht der Grund dafür, meint er.

Steffen Salow arbeitet seit vielen Jahren für die Schweriner Polizei. Er stellt fest, dass die Respektlosigkeit zunimmt. "Das ist ein Prozess, den ich schon über viele Jahre beobachte. Ärzte, Rettungskräfte, Lehrer, Polizisten und auch die Kassiererin im Supermarkt können ein Lied davon singen. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das betrifft nicht nur Jugendliche sondern auch Erwachsene." Werte wie Respekt und Höflichkeit würden zu Hause vermittelt, die Grundlagen des Lebens in der Familie gelegt. Das Smartphone, ist Polizist Steffen Salow überzeugt, ist an dem Werteverfall aber nicht schuld.

Medienwissenschaftler betonen positive Effekte

Umfragen unter Jugendlichen zeigen, dass soziale Netzwerke auch positive Effekte auf Jugendliche haben können. So macht der Umgang in den Netzwerken manche Teenager selbstbewusster und extrovertierter. Viele Jugendliche geben an, dass sie über Chats und Co. Verabredungen treffen, mit Gleichgesinnten in Kontakt bleiben und sich über Schulthemen und Hausaufgaben austauschen. Die Probleme in der Pubertät, erklären Medienpädagogen, seien im Prinzip die gleichen wie früher, eine Trennung zwischen Offline- und Online-Welt würden die meisten Jugendlichen ohnehin nicht machen. Für sie gehören soziale Netzwerke zum Lebensalltag.

 

 

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Dieser Artikel ist durch Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Workshops des Medienbildungsprojekts NDR Newcomernews des NDR Landesfunkhauses entstanden.

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