Sollten Schüler Erste Hilfe können?
von NDR Newcomernews (Ein Medienbildungsprojekt des NDR Landesfunkhauses MV mit Schülerinnen und Schülern.)
Tag für Tag werden in Deutschland Menschen verletzt, manche sterben sogar. Laut Schätzungen würden rund fünf bis zehn Prozent der Verletzten überleben, wenn rechtzeitig Erste Hilfe geleistet worden wäre. Denn Vieles hängt nicht nur von der professionellen Arbeit der Rettungsdienste am Unglücksort und den Ärzten im Krankenhaus ab. Oftmals können Laien als Ersthelfer am Unfallort, entscheidende Hilfsmaßnahmen ergreifen. Die NDR Newcomernews Reporter von der Conventer Schule Rethwisch sind der Frage nachgegangen, ob Erste Hilfe nicht ein eigenes Fach an Schulen oder zumindest ein Wahlpflichtkurs werden sollte.
Umfrage: Mehrheit kann keine Erste Hilfe
Dazu haben die NDR Newcomernews Reporter aus Rethwisch eine Umfrage unter 200 Schülern gemacht. Dabei kam heraus, dass die Mehrzahl der Schüler über keine Kenntnisse in Erster Hilfe verfügt: 88 Schüler sind in der Lage, Erste Hilfe zu leisten, aber 112 Schüler nicht. Immerhin: Von diesen 112 Schülern sagen 83, dass sie es noch lernen wollen. 29 Schüler haben dagegen kein Interesse daran. Erstaunlich ist, dass 195 Schüler der 200 Befragten bei einem Unfall helfen würden - und nur fünf Schüler nicht.
"Jeder Schüler sollte Erste Hilfe leisten können"
Doch was sagen Experten dazu? Die Rethwischer Online-Reporter befragten den Berufsfeuerwehrmann und Rettungssanitäter Tobias Goldberg zum Thema Erste Hilfe an Schulen. Er hat eine klare Meinung: "Jeder Schüler sollte Erste Hilfe leisten können." Goldberg meint sogar, dass es wichtig sei, dass Schüler schon im Alter von sechs bis acht Jahren die Grundlagen der Ersten Hilfe beherrschen sollten.
Er selbst habe schon einmal miterlebt, wie Schüler an einer Rostocker Schule Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiteten, nachdem eine Mitschülerin bewusstlos geworden war. Noch bevor die Einsatzkräfte am Unfallort ankamen und die Lehrer alarmiert worden waren, hatten die Schüler das Mädchen in Schockstellung gelegt und den Notruf gewählt. "Durch die Vorarbeit der Schüler konnten wir sofort mit der eigentlichen Untersuchung loslegen", erinnert sich Goldberg.
Nichts ist schlimmer, als nicht helfen zu können
Auch an der Schule in Rethwisch gibt es schon Erfahrungen mit Erster Hilfe. So unterrichtet etwa die Lehrerin Birgit Krüger als Wahlpflichtfach Erste Hilfe. Sie meint, dass nichts schlimmer sei, als nicht helfen zu können. "Als Pflichtfach würde ich es nicht sehen, aber ich würde gut finden, wenn wiederholt Lehrgänge stattfinden würden."
Schüler sehen die Vorteile
Und was sagen die Schüler zu diesem Thema? Der 16-jährige Lennart Stolle sieht den praktischen Nutzen. "Ich würde es gut finden. Man braucht es auch für den Führerschein." Die 13-jährige Jette von Rüden meint: "Ich bin einmal umgekippt. Dann ist eine Frau gekommen und hat gesagt, ich soll meine Füße hochlegen. Und dann hat eine Lehrerin den Krankenwagen gerufen. Ich finde gut, dass sie das gemacht hat."
Dieser Artikel ist durch Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Workshops des Medienbildungsprojekts NDR Newcomernews des NDR Landesfunkhauses entstanden.