Altbischof Heinrich Rathke war nicht nur Zeuge der Brüche und Ungerechtigkeiten der deutschen Geschichte - er hat sich für diejenigen eingesetzt, die in die Mühlen des Systems gerieten. Sein eigenes Wohl hat er dabei oft hintangestellt. Er hat Bundeskanzler Helmut Schmidt bei seinem Besuch in Güstrow begrüßt - auf Plattdeutsch und damit Erich Honecker irritiert. Er hat in einem Rostocker Neubaugebiet, das ohne Kirche geplant war, in einem Bauwagen gepredigt, er hat sich mit Autoritäten angelegt und mit seiner Arbeit die Friedensbewegung unterstützt. Er hat sich mit Geheimdiensten angelegt und für die Freilassung politischer Gefangener gestritten. Und nicht zuletzt: er ist aus dem Bischofsamt zurückgekehrt in eine kleine Gemeinde, weil bei den Menschen zu sein, ihm immer das wichtigste war.