Polizeiarbeit in MV: Einsatzvielfalt fordert die Beamten
Bis Ende 2015 wurde Personal bei der Polizei abgebaut - seit 2016 ist laut Innenministerium Verstärkung das Ziel. Dennoch werden die Aufgaben nicht weniger. In der neuen Folge von unserem Podcast Dorf Stadt Kreis sprechen wir mit Polizisten aus Stralsund über ihren Alltag.
Der Anspruch an Personal und Ausstattung verändert sich, erklärt Christian Lentzner (34), Leiter des Stralsunder Polizeihauptreviers. Etwa 15.000 Einsätze waren es im vergangenen Jahr für die rund 90 Beamtinnen und Beamten des Hauptreviers – enorm für Stralsund. Zu ihren häufigsten Einsätzen gehören: Gewalttaten, Verkehrsunfälle, die Suche nach Vermissten und immer wieder Betrugsfälle im Internet.
Mehr Cyberkriminalität
"Klassische Kriminalität, so wie wir sie kennen, das verändert sich, das wechselt in den digitalen Sektor. Um an Kohle zu kommen, muss ich nicht mehr irgendwo physisch sein, sondern das kann ich alles über das Netz machen“, erklärt Polizeirat Christian Lentzner.
Wenn es darum geht Täter zu ermitteln oder sie aus der Anonymität des Internets zu holen, kommt Dirk Ohlert (49) ins Spiel. Er ist Leiter des Kriminalkommissariats in der Hansestadt Stralsund. Für seine Kollegen wird die Arbeit schwieriger, oftmals sitzen die Täter im Ausland. "Der Aufwand ist auch relativ groß, tatsächlich da jemanden konkret ermitteln zu können,“ so der Kripo-Chef.
Das Verhalten gegenüber Polizisten ist aggressiver geworden
Das Land investiert in den Schutz der Beamten, rüstet weiter auf. Mit Schutzwesten und Bodycams ausgestattet, rücken die Stralsunder Beamten zu ihren Einsätzen aus. So können sie ihre Arbeit dokumentieren – das Material kann be- und entlastendes Beweismittel sein. Insbesondere die gestiegene Aggressivität gegenüber Polizisten und ihren Maßnahmen machen deren Einsatz notwendig. "Was mich an der Situation ärgert, das sind auch alles Mamas, auch alles Papas. Die haben auch alle selbst Kinder zu Hause, ich habe selbst auch ein Kind zu Hause und die wollen auch alle wieder heil nach Hause kommen“, so Polizeirat Lentzner. Oft gelingt das auch.
Beworfen, beleidigt, bespuckt
Dennoch können diese Entwicklungen, wie wir miteinander umgehen, nicht Normalität in unserer Gesellschaft sein, erklärt Lentzner im Gespräch.
Randale bei Fußball-Einsätzen, Angriffe auf Beamte oder Anfeindungen bei Demos – es gibt sie, die unschönen Einsätze. Polizist zu sein heißt eben auch, zu lernen mit solchen Situationen umzugehen. Ausbildung und Studium bereiten die Beamten auf mögliche Szenarien vor.
Immer die richtigen Worte finden
Sie müssen Todesnachrichten übermitteln, verärgerte Kontrahenten auseinanderbringen, ausschweifende Partys beenden – einfach gesagt: entschärfen und Konflikte lösen.
"Gerade wir so auch als "soziale Feuerwehr“, als Feuerwehr, als Rettungsdienste, wir sind tatsächlich diejenigen, die dann kommen, wenn kein anderer mehr weiter weiß. [...] Wir sind nicht daran interessiert Situation eskalieren zu lassen. Uns geht es darum, einen vernünftigen Weg aus dem herauszufinden.“ In der neuen Folge von unserem Podcast Dorf Stadt Kreis sprechen Polizeirat Christian Lentzner und Dirk Ohlert, Leiter des Kriminalkommissariats Stralsund, über ihren Alltag und den der Kollegen.