Kosmos Bartók: NDR Vokalensemble, Jerusalem Quartet & Zoltán Pad
Ungarische Weisen in der Elbphilharmonie: Das NDR Vokalensemble präsentiert beim Bartók-Festival Hamburg gemeinsam mit dem Jerusalem Quartet Bartóks verschiedene Spielarten im Umgang mit Volksmusik.
Musikethnologe und Komponist
Béla Bartók war nicht nur Komponist, er war auch Wissenschaftler und Musikethnologe. Seine Leidenschaft waren ungarische Volkslieder, er sammelte und systematisierte sie, außerdem unternahm Bartók weite Forschungsreisen, die ihn über Russland und den Balkan bis nach Nordafrika führten, wo er die dortigen Gesänge aufzeichnete.
An den folkloristischen Melodien reizte ihn besonders ihre Schlichtheit und Rauheit. Der Komponist arbeitete mit dem Notenmaterial, baute es in seine eigenen Werke ein und formte daraus seine ganz eigene Tonsprache.
Bartók: "Stil aus Knochen und Muskeln"
Dabei unterschied Béla Bartók drei verschiedene Abstraktionsgrade: das authentische Rohmaterial, leichte Bearbeitungen wie die Übernahme von Rhythmusgefügen oder Melodik und als letzte Stufe die Entwicklung seines eigenen Kunststils. Bartók bezeichnete diesen letzten Grad als "Hinführung zu einem transparenteren Stil. Ein Stil aus Knochen und Muskeln, der sich vom schweren akkordischen Stil der Spätromantik absetzt. Das heißt, er verzichtet auf unnötige Verzierungen wie Akkordbrechungen und andere Figuren, es ist ein eher schlichterer Stil".
Fremdartige Klangfarben
Diese drei Einteilungen Bartóks führt das NDR Vokalensemble anhand Bartóks eigener Werke vor: Ein ungarisches Volkslied-Ensemble führt alte, unveränderte Weisen vor, das NDR Vokalensemble präsentiert vierstimmige Bearbeitungen und den Abschluss macht das renommierte Jerusalem Quartet mit Bartóks Streichquartett Nr. 3. Theodor Adorno bewunderte an ihm insbesondere seine fremdartigen Klangfarben und nannte es, "fraglos die beste von des Ungarn bisherigen Arbeiten".