In der Reihe "Freistil" spielt die NDR Radiophilharmonie regelmäßig Filmmusik - auch live to Projection. Den Auftakt der Saison 2023/24 bildete im September Hitchcocks "Vertigo", unter der Leitung von Frank Strobel.
1 | 6 "Vertigo" ist Hitchcocks legendärer Psychothriller aus dem Jahr 1958, bei dem einem ein Schauer nach dem anderen eiskalt über den Rücken läuft. Das einzigartige, mysteriös-packende Ambiente dieses Films wird in besonderem Maße durch die Musik von Bernard Hermann kreiert.
2 | 6 Ein durchschlagender Erfolg wurde "Vertigo" nicht. Schon bei der Einspielung der im Januar/Februar 1958 geschaffenen Partitur gab es Probleme. Aufgrund eines Musikerstreiks in den USA musste die Produktion des Soundtracks komplett nach Europa verlegt werden; mit dem Ergebnis soll Herrmann nicht zufrieden gewesen sein. Was er wohl zur Aufführung am 21. und 22. September 2023 im Großen Sendesaal des NDR gesagt hätte …?!
3 | 6 In den Liebesszenen zwischen Scottie und Madeleine/Judy sind Wagner-Anklänge nicht zu überhören, der ständig wiederkehrende Habanera-Rhythmus, kombiniert mit zeitlupenartig verschobenen Streicherakkorden, schafft eine faszinierend morbide Atmosphäre, die das Publikum im Großen Sendesaal in Atem hält.
4 | 6 Von Anfang bis Ende: Beklemmung, Angst, Auseinandersetzung mit dem Unbewussten. Die kompositorischen Mittel, die Herrmann hier wählt, eine Folge von großen Terzen in Flöten und Geigen, sind von klassischer Warte aus betrachtet gängig, aber höchst effektvoll.
5 | 6 Wie viel Anteil am Erfolg eines Spielfilms hat der Soundtrack? Eine müßige Frage, sicher. Aber kein Geringerer als Altmeister Alfred Hitchcock gab darauf eine präzise Antwort: ein Drittel, mindestens. Und auch für aktuelle Filme und Serien spielen wir regelmäßig die Musik ein.
6 | 6 Frank Strobel gehört zu den international versierten Dirigenten mit einem stilistisch ungemein vielfältigen Repertoire. Mit der NDR Radiophilharmonie verbindet ihn eine langjährige künstlerische Beziehung, gemeinsame Filmmusik-Projekte waren z. B. "Matrix", "Blancanieves" oder, im Januar 2003, "Das Wunder von Bern".