Widmann und Widmann mit "Danse macabre" und Beethoven
Presse und Publikum haben dieses Konzert gefeiert: Die Geschwister Widmann haben ein ganz persönliches Programm präsentiert - mit Kompositionen von Jörg Widmann selbst sowie Beethovens 7. Sinfonie und mehr.
Der Klarinettist, Komponist und Dirigent Jörg Widmann ist seit der Spielzeit 2023/24 Erster Gastdirigent der NDR Radiophilharmonie und war in dieser Saison mehrmals bei der NDR Radiophilharmonie zu Gast - nur dieses eine Mal war er mit seiner Schwester Carolin Widmann zusammen auf der Bühne zu erleben.
"Es gibt viele gute Konzerte in Hannover - dieses ist das Klassikereignis des Jahres [...]", schrieb die Hannoversche Allgemeine Zeitung über dieses Konzert. Auf dem Programm standen eine Auswahl seiner Solo-Etüden für Geige, von denen eine der Schwester gewidmet ist, sowie das Fragment eines frühen Violinkonzerts von Ludwig van Beethoven. Weitere Werke dieser beiden Komponisten rundeten den Abend ab - und begeisterten Presse wie Publikum gleichermaßen.
Weltklasse Geigerin interpretiert Werke von ihrem Bruder und Beethoven
Wenn von den profiliertesten deutschen Geigerinnen die Rede ist, darf eine Carolin Widmann nicht fehlen. Schon ihre Debüt-CD enthielt drei Etüden ihres Bruders Jörg, die höchste Ansprüche an den oder die Interpretin stellen - Gesang und Perkussion inklusive! Dass sie sich auch in klassischer Umgebung wohlfühlt, stellte Widmann mit dem Konzertfragment C-Dur aus Beethovens Bonner Zeit an diesem Abend unter Beweis. In dem Einzelsatz, der von Wilfried Fischer vervollständigt wurde, schimmert an vielen Stellen bereits der reife Komponist durch: in den weiten, raumgreifenden Gesten etwa oder dem intelligenten Spiel mit den Themen.
Soghaft morbide - Widmanns "Danse macabre"
Zu den neuesten Werken aus Jörg Widmanns Feder zählt der "Danse macabre", ein 2022 uraufgeführtes Orchesterstück von etwa 15 Minuten Länge. "Es ist ein letzter Tanz", schreibt Widmann im Vorwort zur Partitur, "den der Tod mit uns tanzt. Sein Sog und seine Macht müssen stärker sein, als wir es aus jedem irdischen Tanz kennen." Und wirklich stehen hier verführerische Klänge und brutale Attacken unvermittelt nebeneinander, faszinierend und verstörend zugleich. Ob die Krisen unserer Gegenwart auf das Stück abgefärbt haben?
Tanz am Abgrund: Beethovens Sinfonie Nr. 7
Bei Beethovens Sinfonie Nr. 7 ist das mit ziemlicher Sicherheit so gewesen. Von Wagner zur "Apotheose des Tanzes" stilisiert, lädt auch sie zum Tanz auf dem Vulkan. Rhythmische Energie, teilweise bis zum Exzess gesteigert, prägt alle vier Sätze des Werks. Und spätestens im 2. Satz, einem Trauermarsch, lugt der Tod um die Ecke. Den historischen Hintergrund für diese außergewöhnliche Sinfonie gaben die Kriege gegen Napoleon ab. Die Premiere wurde zur großen Benefizveranstaltung zugunsten verwundeter österreichischer Soldaten.