Tschaikowsky und Debussy mit Andrew Manze
Das 4. Klassik Extra der Saison war ein besonderes Konzert: mit Andrew Manze und Friederike Westerhaus und viel britischen Vibes.
Andrew Manze war zurück bei Klassik Extra! Ausgewählt hatte er Orchesterwerke von Claude Debussy und Peter Tschaikowsky - mit Bedacht und britischem Blick. Denn beide, "La Mer" ebenso wie "Romeo und Julia", haben etwas mit England zu tun. Was genau, dem spürte Manze im Gespräch mit Friederike Westerhaus nach.
Impressionismus pur: Debussys "La Mer"
Mit "La Mer" gelang dem 43-jährigen Claude Debussy nichts weniger als ein Meisterwerk des Impressionismus. Wobei es ihm nicht um konkrete Bilder vom Meer ging, um Tongemälde mit Möwengeschrei und Wellenschlag. Eindrücke und Stimmungen waren Debussy viel wichtiger, also das, was die Erfahrung von Meer und Weite in uns hinterlässt. Und so kreist sein dreisätziges Werk um eher abstrakte Dinge: Bewegung, Licht, Atmosphäre, Farbe. Der größte Teil der Partitur entstand auch tatsächlich abseits der Küste, in Zentralfrankreich. Nur die finalen Korrekturen fanden mit Blick aufs Meer statt: im südenglischen Eastbourne, wohin sich der affärengeplagte Komponist 1905 zurückgezogen hatte.
Prägnant und genial: Tschaikowskys Fantasieouvertüre "Romeo und Julia"
Enger ist der England-Bezug beim folgenden Werk. Schließlich beruht Peter Tschaikowskys Fantasieouvertüre "Romeo und Julia" von 1870 auf William Shakespeares gleichnamiger Tragödie, der wohl berühmtesten Liebesgeschichte der Welt. Und auch hier stellt sich die Frage, welchen "Inhalt" die Vertonung transportiert. Genau wie bei Debussy geht es nicht um eine Nacherzählung der Handlung. Tschaikowsky stellt vielmehr die Grundideen des Dramas gegenüber: hier der Streit der Familien, dort die Liebe zweier Individuen. Es kommt zum Konflikt, den auch der Segen der Kirche nicht lösen kann. Ein Drama en miniature also - aber mit rein musikalischen Mitteln gestaltet.