Im Radio: Sinfoniekonzert mit Shin-Heae Kang
In diesem Sinfoniekonzert der NDR Radiophilharmonie unter Leitung von Andrew Manze trifft Ravel-Klavierkonzert auf Schuberts "Unvollendete". Als Solistin am 04. März 2021 ist Shin-Heae Kang zu hören.
Sie sei eine "großartige Pianistin" mit "allen Qualitäten - einer hervorragenden Technik, ernsthaftem und hingebungsvollem musikalischen Können und einem sehr großen Repertoire", schwärmt Martha Argerich über die junge deutsch-koreanische Musikerin Shin-Heae Kang. Nun ist sie im Radiokonzert auf NDR Kultur mit Ravels fulminantem G-Dur-Klavierkonzert zu hören. Außerdem auf dem Programm: Sibelius' selten zu hörende "Pelléas et Mélisande"-Suite und, erstmals unter Leitung von Chefdirigent Manze, Schuberts "Unvollendete".
Klangintensive Dramatik: "Pelléas et Mélisande" von Sibelius
"Sibelius' Farben sind so dramatisch, lebendig und interessant. Man muss ihm einfach zuhören", so Andrew Manze. Und obwohl das Orchester nur klein besetzt ist, kreierte der Klangästhet Sibelius mit der "Pelléas et Mélisande"-Suite ein besonders farbenreiches und ausdrucksstarkes Werk. Es entstand aus seiner Bühnenmusik zur Erstaufführung von Maeterlincks symbolistischem Drama "Pelléas et Mélisande" in Finnland. Erzählt wird darin die Geschichte der unglücklichen Mélisande, die sich zu Pelléas, dem Bruder ihres Ehemanns, hingezogen fühlt. Eine verbotene Liebe, die tödlich endet.
Musikalische Lebenslust: Ravels G-Dur-Klavierkonzert
Ein Peitschenknall und auf ins pralle Leben. Ravels G-Dur-Klavierkonzert, komponiert 1929, beginnt wie ein rasanter Ritt durch eine Zirkusmanege. Da klingt viel Jazz an - Gershwin lässt grüßen - und ebenso Melodien aus der baskischen und spanischen Volksmusik. Ein Kontrastprogramm dazu ist der zweite Satz, der sich aus einer Melodie entwickelt, die bewusst an Mozarts Klarinettenquintett erinnert, "das schönste Stück, das er geschrieben hat", meinte Ravel. Das Finale spielt sich wieder ganz in der Zirkusmanege ab - ein schrilles Klangfarbenspektakel und pure musikalische Lebenslust.
Schuberts geheimnisvolle "Unvollendete"
An Schuberts berühmter "Unvollendeter" ist vieles un- und außergewöhnlich, von Beginn an: Eine abwärtssteigende Unisono-Linie führt dunkel raunend ins Ungewisse, bevor sich das Haupthema in herber Klangschönheit entfaltet. Poetisch introvertiert endet das gesamte Werk - und zwar nach dem zweiten Satz, was bis heute als suspekt gilt, denn Schubert hielt sich damit nicht an die in der Wiener Klassik herrschende Norm der Viersätzigkeit. Sollte da nicht noch etwas folgen? Oder betrachtete Schubert die sogenannte "Unvollendete" als abgeschlossenes sinfonisches Experiment? Die Antwort darauf wird für immer sein Geheimnis bleiben.