Schostakowitsch und Tschaikowsky mit Treviño und Hadelich
Im 2. Sinfoniekonzert A gab der Geiger Augustin Hadelich sein Debüt bei der NDR Radiophilharmonie - unter der Leitung von Robert Treviño.
Während der Geiger Augustin Hadelich in diesem Sinfoniekonzert A sein Debüt bei der NDR Radiophilharmonie gab, stand Robert Treviño bereits mehrfach am Dirigentenpult des Orchesters. Ihr gemeinsamer Blick war nach Osten ausgerichtet: Mit dem Violinkonzert Nr. 1 von Dmitrij Schostakowitsch und Peter Tschaikowskys "Manfred"-Sinfonie kamen zwei Schwergewichte des russischen Repertoires zu Gehör.
Konzerteinführung auf dem "Gelben Sofa"
An beiden Konzertabenden nahm Augustin Hadelich für eine Konzerteinführung auf dem "Gelben Sofa" Platz. Am 16. November begrüßte ihn dort die Moderatorin Friederike Westerhaus, am 17. November Raliza Nikolov. Beginn war am Donnerstag 19 Uhr und am Freitag 18 Uhr, jeweils im Großen Sendesaal.
Ein Werk mit Zündstoff: Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 1
"Russisch" ist nur ein Merkmal der Musik dieses Abends. In erster Linie geht es um das Verhältnis des Einzelnen zu den Vielen, des Künstlers zur Gesellschaft. Beispiel Schostakowitsch: 1948 wurde er von der Sowjetführung wieder einmal als Abweichler gebrandmarkt und beruflich kaltgestellt. Da hatte er gerade ein hochbrisantes Stück zum Thema Macht und Unterordnung beendet, das Violinkonzert a-Moll. Immer wieder reibt sich der Solist an den Äußerungen des Orchesters, protestiert, unterliegt und flüchtet zuletzt in Galgenhumor. Erst viele Jahre später, nach Stalins Tod, konnte das Werk uraufgeführt werden.
Tschaikowskys packend-tiefgründige "Manfred"-Sinfonie
Um Auflehnung und Anpassung geht es auch in der "Manfred"-Sinfonie von Peter Tschaikowsky. An eine Sinfonie erinnert lediglich die Viersatzfolge. Ansonsten handelt es sich um eine Sinfonische Dichtung nach Lord Byrons berühmtem Versepos. In dem von der Gesellschaft geächteten, verzweifelt durch das Gebirge irrenden Manfred fand Tschaikowsky, der Außenseiter, eine Identifikationsfigur, die ihn zu einer seiner packendsten, emotionalsten Partituren inspirierte.
Treviño und Hadelich: Wiedersehen und Premiere bei der NDR Radiophilharmonie
Die Gesamtleitung des Abends lag in den Händen des amerikanischen Dirigenten Robert Treviño, der in der Saison 2016/17 als Einspringer überzeugte. Drei Jahre später kam er erneut nach Hannover, nun als Chef des Baskischen Nationalorchesters. Dagegen gab Augustin Hadelich seinen Einstand bei der NDR Radiophilharmonie - endlich, muss man sagen, zählt der deutsche Geiger doch zu den interessantesten und vielseitigsten Solisten seiner Generation. Er widmet sich nicht nur dem klassisch-romantischen Standardrepertoire, sondern hat auch zeitgenössische Violinkonzerte von Adès, Dutilleux und Ligeti auf CD eingespielt.