Poulenc und Bruckner mit Eivind Gullberg Jensen
Ohne ihn wäre das "Familientreffen" der Chefdirigenten im Rahmen der Sinfoniekonzerte C nicht vollständig gewesen: Eivind Gullberg Jensen, von 2009 bis 2014 Chef der NDR Radiophilharmonie, kehrte an diesem Konzertabend in den Großen Sendesaal zurück. An seiner Seite: Christian Schmitt, derzeit wohl der bekannteste Orgelvirtuose des Landes, war der Solist in Francis Poulencs Orgelkonzert. Als weiteres Highlight im Anton-Bruckner-Jahr stand mit der Siebten die wohl beliebteste Sinfonie des österreichischen Meisters auf dem Programm.
Ein Meister an der "Königin der Instrumente": der Organist Christian Schmitt
Solist, Dozent, Musikvermittler, Juror, Sachverständiger - über mangelnde Arbeit kann sich der gebürtige Saarländer Christian Schmitt nicht beklagen. Durch Tourneen, Auftritte mit Spitzenorchestern wie den Berliner Philharmonikern und Einspielungen für die Deutsche Grammophon rückte der Organist sein Instrument auch international ins Rampenlicht. 2014 beriefen ihn die Bamberger Symphoniker zum Principal Organist. So kam er dazu, in der dortigen Konzerthalle sein eigenes Orgelfestival zu kuratieren.
Mit allen Wassern gewaschen: Poulencs Orgelkonzert
Bei der NDR Radiophilharmonie hat der "Herr der tausend Pfeifen" Christian Schmitt das Orgelkonzert von Francis Poulenc gespielt. Zwar ist in der Partitur nur von einem Soloinstrument die Rede, aber dieses muss sich immer wieder verwandeln: Kirchen-, Jahrmarkts-, Film- und Heimorgel in einem. Poulenc komponierte das Stück nämlich genau in jener Zeit, als er sich vom musikalischen Tausendsassa zum gläubigen Künstler zu wandeln begann - und seine Musik bietet eine faszinierende Mischung aus beidem.
Die Siebte - Bruckners erfolgreichste Sinfonie
Auch Anton Bruckner war ein begnadeter Organist, was man seinen Sinfonien durchaus anhört: in ihrem blockhaften Aufbau, den Registerwechseln, dem hymnischen Ton. Mit der Sinfonie Nr. 7 erlebte der Komponist einen seiner seltenen Erfolge, bezeichnenderweise nicht zu Hause in Wien, sondern in Leipzig, wo Arthur Nikisch das Werk mit dem Gewandhausorchester mustergültig vorbereitete. Faszinierend, wie zu Beginn das an Richard Wagner erinnernde Hauptthema immer höher und höher steigt. Der 2. Satz ist dann dezidiert Wagner gewidmet, der starb, als Bruckner über der Sinfonie saß.
In ganz Europa erfolgreich unterwegs: Eivind Gullberg Jensen
Fast zehn Jahre war es nun her, dass Eivind Gullberg Jensen vom Publikum in Hannover mit stehenden Ovationen verabschiedet wurde. In der Zwischenzeit hat der Dirigent aus Norwegen in ganz Europa seine Visitenkarte abgegeben: beim Concertgebouw Amsterdam, dem Orchestre de Paris, den Philharmonikern von Berlin und München sowie beim WDR Sinfonieorchester. Und mittlerweile ist er auch wieder in "festen Händen": Seit 2021 fungiert er als Künstlerischer Leiter der Nationaloper in Bergen und übernahm 2022 zusätzlich das Nordniederländische Sinfonieorchester.