Nicholas McGegan dirigierte Händels "Deborah"
Packende Chöre, dramatische Zuspitzungen und eine stimmige Figurenzeichnung - das war das 3. Barockkonzert der Saison am 12. April 2024 im Schloss Herrenhausen.
Eine Notlösung - aber was für eine! Um sein Opernunternehmen und sich selbst vor dem Ruin zu retten, setzte Georg Friedrich Händel seit 1732 verstärkt auf Oratorien. "Deborah" ist erst sein zweiter englischer Beitrag zu dieser Gattung und enthält doch schon sämtliche kompositorische Qualitäten: packende Chöre, dramatische Zuspitzungen und eine stimmige Figurenzeichnung. Der Dirigent Nicholas McGegan brachte das lebenspralle Werk zusammen mit der NDR Radiophilharmonie zur Aufführung.
Eine spannende Story, mitreißende Klänge: das Oratorium "Deborah"
Dass Georg Friedrich Händels Oratorien beim Publikum gut ankamen, hatte viele Gründe: bekannte Stoffe in neuer Gestalt, eine spannende, aber nicht zu komplizierte Handlung, all dies in der Landessprache statt in Italienisch. Und weil sich Großbritannien als auserwählte Nation der Gegenwart sah, griff man zwecks Legitimation gern auf Geschichten aus dem Alten Testament zurück. Trotzdem war Händels Manöver nicht ohne Risiko, schließlich galt die Vermischung von biblischen Themen mit bühnenhafter Dramatik als heikel. In "Deborah" ist es der Konflikt zwischen den Stämmen aus Israel und Kanaan, den der Komponist und sein Textdichter weidlich ausschlachten. Da treten Heerführer und Hohepriester aus beiden Lagern auf, immer wieder kommt es zu regelrechten Wortduellen und Streitgesängen, an denen die Chöre leidenschaftlich mitwirken. Herrin über das Geschehen ist die Richterin Deborah, die nicht nur den Sieg ihres Volkes, sondern auch den Tod des feindlichen Anführers durch die mutige Jael vorhersieht.
Eine weitere Sternstunde: Nicholas McGegan und Stars der Barockmusikszene
In Hannover übernahmen Barockspezialistinnen und -spezialisten wie die US-Amerikanerin Amanda Forsythe und der Countertenor Hugh Cutting die Solopartien. Und Nicholas McGegan? Der war nach "Samson" (2019) und "Acis und Galatea" (2022) nun zum dritten Mal beim NDR zu Gast, wieder mit Händel im Gepäck. Seine Verdienste in diesem Bereich aufzuzählen, würde jeden Rahmen sprengen. McGegan war zehn Jahre lang Leiter der Göttinger Händel-Festspiele und wurde sowohl dort wie in der Festivalstadt Halle für sein Wirken ausgezeichnet. Sein Debüt bei der NDR Radiophilharmonie fasste die Hannoversche Allgemeine so zusammen: "eine Sternstunde".