NDR Radiophilharmonie und Frank Peter Zimmermann in Wolfsburg
Die NDR Radiophilharmonie präsentierte unter ihrem Chefdirigenten Stanislav Kochanovsky Musik von Tcherepnin, Resphighi und Rachmaninow. Mit dabei: der Weltklasse-Geiger Frank Peter Zimmermann.
Am Pult der NDR Radiophilharmonie stand mit Stanislav Kochanovsky der neue Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie. Seit der Saison 2024/25 hat er als Nachfolger von Andrew Manze die Chefdirigenten-Position in Hannover übernommen. Der Konzertabend präsentierte mit Nikolai Tcherepnin und Sergej Rachmaninow zwei Komponisten, die mit Kochnovskys Heimatstadt St. Petersburg eng verbunden sind. Außerdem auf dem Programm: Das selten aufgeführte Concerto gregoriano von Ottorino Respighi mit dem Weltklasse-Geiger Frank Peter Zimmermann, der zusammen mit der NDR Radiophilharmonie schon für viele musikalische Sternstunden gesorgt hat.
Romantisches vom St. Petersburger Nikolai Tcherepnin
Stanislav Kochanovsky und Nikolai Tcherepnin haben einiges gemeinsam: beide sind - im Abstand von 109 Jahren - in St. Petersburg geboren und beide studierten am dortigen Konservatorium. Tcherepnin war Schüler von Nikolai Rimsky-Korsakow, lehrte später selbst am St. Petersburger Konservatorium und nahm u. a. Sergej Prokofjew unter seine Fittiche. Mit dem Vorspiel zu Edmond Rostands Schauspiel "La Princesse Lointaine" hatte Kochanovsky ein Werk des jungen Tcherepnin ausgesucht, entstanden 1899. Filigrane Klangschönheit durchströmt diese spätromantische Musik, passend zur Aura der nicht minder ans Herz gehenden Liebesgeschichte des Schauspiels: Ein Troubadour in der Provence verliebt sich aus der Ferne in eine byzantinische Prinzessin. Sie wird seine Muse. Doch zueinander sollen sie nicht kommen - die Reise zu ihr endet mit dem tragischen Tod des Troubadours.
Ein außergewöhnliches Violinkonzert: Respighis Concerto gregoriano
Ottorino Respighi gilt heute als bedeutendster Vertreter des italienischen Impressionismus, doch er war weitaus mehr als das: Mittler zwischen Ost und West, Bratscher und Pianist, der Moderne ebenso zugeneigt wie der Alten Musik. Von seinen historischen Studien zeugen neben zahlreichen Bearbeitungen Werke wie die Antiche danze ed arie. 1921 komponierte er auf Anregung seiner Frau ein Violinkonzert über gregorianische Themen. Die Sologeige fungiert hier nicht als Primadonna, sondern eher als eine Art Priester oder Vorsänger einer rituellen Gemeinschaft.
Frank Peter Zimmermann - ein Geiger ohne Allüren
Kein Showcase also, dieses Concerto gregoriano, und damit genau das richtige Stück für einen Interpreten vom Schlag Frank Peter Zimmermanns. Allüren waren dem Geiger aus dem Ruhrgebiet schon immer fremd; ihm geht es um die Musik und nur um sie. Egal ob er die gängigen Virtuosenkonzerte präsentiert oder Unbekanntes von Karol Szymanowski, Ferruccio Busoni und Kurt Weill.
Musikalisch-biografische Quintessenz: Rachmaninows Sinfonische Tänze
Es ist ein besonders Werk von Rachmaninow, das Stanislav Kochanovsky als Finale auf das Programm gesetzt hatte: Die Sinfonischen Tänze sind das letzte vollendete Opus des Komponisten, entstanden 1940 im amerikanischen Exil. Anders, als es der Titel suggeriert, werden hier keine leichtgängigen Tänze präsentiert. Vielmehr ist dieses Werk eine komplexe Sinfonische Dichtung. Es ist ein Blick zurück auf Rachmaninows bewegtes Leben, das musikalisch in St. Petersburg seinen Ausgang nahm. Reminiszenzen an seine früheren Werke klingen an und auch die Musik seines Vorbilds Tschaikowsky. Und es fehlt auch nicht die Zitierung der Totensequenz "Dies irae", die als Leitmotiv das gesamte Œuvre Rachmaninows durchzieht.