LAB 51 © NDR Foto: Oliver Röckle

Musik 21.4: LAB51

Stand: 15.09.2024 14:28 Uhr

Musik 21 im NDR ist eine Reihe aus vier Konzerten im Kleinen Sendesaal. Namhafte Ensembles für zeitgenössische Musik setzen sich aus verschiedenen Perspektiven mit Klängen der Gegenwart auseinander.

LAB51 setzt sich gerne mit der historischen Evolution des Konzepts Lied und Liedduo auseinander. Es stellt durch seine Arbeit die kulturellen Konnotationen der Liedtradition sowie die aktuelle Rolle der Besetzung Stimme und Klavier in Frage: das Liedrepertoire des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, welches heute als höchste Kunstform glorifiziert wird, war eigentlich in gewissem Sinne die Popmusik von damals; gleichzeitig wurde das daraus entstandene Format des "dreiminütitigen Songs" einige Zeit später zum Grundbestandteil der modernen Musikindustrie. Für LAB51 ist es besonders spannend, die Beziehungen und Übergänge zwischen diesen und anderen Welten zu erkunden.

Musik 21.4
Do, 14.03.2024 | 20 Uhr
Hannover | NDR, Kleiner Sendesaal (Rudolf-von-Bennigsen-Ufer 22)

LAB 51
Johanna Vargas Sopran
Magdalena Cerezo Klavier

Jukebox

Bernhard Lang
Aus Monadologie XXXII - The Cold Trip pt.2 für Klavier, Laptop und Stimme (2014/2015): 0 Zero Prelude | XIII Mail | XIV Bleached
Wolfgang Rihm
Aus "Ophelia Sings" for Soprano and Piano (2012): They bored bare face on the bear
Xavier Montsalvatge
Aus Cinco canciones negras (1945): Canto negro
Georges Aperghis
Aus Retrouvailles for two percussionists (2014): Nummer 2. As ti en pon ti en
Jennifer Walshe
Becher for Solo Piano (2008)
Bernhard Lang
Aus Monadologie XXXII - The Cold Trip pt.2 für Klavier, Laptop und Stimme (2014/2015): XV The Crow | XVI Last Hope | XVII Burghers Dream
George Crumb
Aus Apparition for Soprano and Amplified piano (1979): The night in silence
Manuel de Falla
Aus Siete canciones populares españolas (1914): El pano moruno
Jennifer Walshe
G.L.O.R.I for solo voice (2005) 4
Bernhard Lang
Aus Monadologie XXXII - The Cold Trip pt.2 für Klavier, Laptop und Stimme (2014/2015): XVIII Stormy weather | XX Deviant | XXI Hotel
Johannes Kreidler
Pieces
Diese Tulpe von der ich spreche
Meredith Monk
New York Requiem / Key Impro (1971)
Bernhard Lang
Aus Monadologie XXXII - The Cold Trip pt.2 für Klavier, Laptop und Stimme (2014/2015): XXII Speed | XXIV The Busker | XXV Epilogue

Entwicklungen in der Gesangskunst

In diesem Rahmen ist Jukebox eine Zusammenfassung verschiedener Genres und Werke, die in eigener Art und Weise "dazwischenliegen": Bernhard Lang bringt Schuberts Winterreise in die Gegenwart und kombiniert elektronische Klänge mit Gesangstechniken aus der Pop-, Rock- und Jazzmusik. Jennifer Walshe kreiert Stücke, die ausschließlich aus Zitaten bestehen (auch von sich selbst), Aperghis und Kreidler öffnen Räume zwischen Musik, Sprache und Theater. Crumb bringt ritualartig neue Spieltechniken und Resonanzen aus der klassischen und der Alten Musik in Einklang. Meredith Monk komponiert Improvisationen, Wolfgang Rihm spielt mit emotionalen Zustände zwischen Wahn und Realität, de Falla und Montsalvatge experimentierten mit der Volks- und Popular Musik im Rahmen der klassischen Tradition. Schönberg erfand auf seinem Weg zwischen der späten Romantik und der freien Atonalität den Sprechgesang als neue Form der Stimmkunst. Die legendäre Jukebox war ein Musikautomat, der nach Einwurf entsprechender Geldmünzen beliebige Lieder abspielte und über Jahrzehnte einen wichtigen Bestandteil der Popkultur darstellte.

Aus verschiedenen Musikstilen neue kreieren

Für LAB51 ist dabei der Überraschungsfaktor besonders inspirierend: im Programmheft steht eine übliche Auflistung der Werke, das Publikum erfährt aber erst während der Aufführung die wahre Reihenfolge, und wird dabei auf eine Reise voller Kontraste mitgenommen. Daraus entsteht ein quasi pausenloses "Medley", welches durch die performative und dramaturgische Gestaltung der Übergänge zwischen den Einzelbeiträgen ergänzt wird. Jukebox soll für LAB51 das Ziel erfüllen, Musik aus den üblichen Genre-Schubladen herauszunehmen. Dabei geht das Duo die spanennde und anspruchsvolle Herausforderung an, innerhalb der gleichen Performance virtuos zwischen den unterschiedlichsten Stilen und deren entsprechenden Techniken umzuschalten. Johanna Vargas und Magdalena Cerezo wollen damit zeitgenössiche Kompositionen mit ihrem vielfältigen musikalischen Hintergrund, der von Pop und Jazz bis zur klassischen Musik reicht, mit der Musik ihrer jeweiligen Heimatländer Kolumbien und Spanien verbinden.

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