Stanislav Kochanovsky dirigiert die NDR Radiophilharmonie © NDR Foto: Micha Neugebauer

Lübeck. Stanislav Kochanovsky und Christian Gerhaher

Stand: 01.11.2024 00:00 Uhr

Die NDR Radiophilharmonie war in Lübeck zu Gast. Auf dem Programm standen Werke von Mahler und Berlioz.

Mit ihrem neuen Chefdirigenten Stanislav Kochanovsky am Pult begibt sich die NDR Radiophilharmonie an diesem Konzertabend tief hinein in die Gefühlswelt der Romantik. Berlioz verarbeitete in der Symphonie fantastique seine eigene unglückliche Liebesgeschichte. Für die musikalische Inszenierung seines Liebes-Albtraums zog Berlioz damals ganz neue orchestrale Register - bestes Klangkino, auch heute noch! Mit Liedern von Hugo Wolf und Gustav Mahler geht es zuvor zwar introvertierter zu, aber keineswegs weniger emotional. Interpretiert werden diese ans Herz gehenden Lieder von Christian Gerhaher, führender Bariton unserer Zeit mit einem besonderen Faible für den Lied-Komponisten Hugo Wolf.

Lübeck 2

Unterwegs
Do, 31.10.2024 | 19.30 Uhr
Lübeck | Musik- und Kongresshalle (Willy-Brandt-Allee 10)

Stanislav Kochanovsky Dirigent
Christian Gerhaher Bariton
NDR Radiophilharmonie

Hugo Wolf
Goethe-Lieder:
Harfenspieler I "Wer sich der Einsamkeit ergibt"
Harfenspieler II "An die Türen will ich schleichen"
Harfenspieler III "Wer nie sein Brot mit Tränen aß"
Gustav Mahler
Lieder aus "Des Knaben Wunderhorn":
"Rheinlegendchen"
"Wo die schönen Trompeten blasen"
"Der Tamboursg’sell"
"Urlicht"
Hector Berlioz
Symphonie fantastique op. 14
"Episode aus dem Leben eines Künstlers"

18.30 Uhr
Konzerteinführung "Auftakt mit Edelmann & Cello"

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Das Programmheft zum Konzert mit Stanislav Kochanovsky und Christian Gerhaher in Lübeck in der Saison 2024/25 © NDR

Lübeck.

Programmheft (PDF) zum Konzert mit Stanislav Kochanovsky und Christian Gerhaher am 31. Oktober 2024 in der Musik- und Kongresshalle Lübeck. Download (938 KB)

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Gesangskunst, die für Gänsehaut sorgt: Lieder von Hugo Wolf

Im Wiener Musikleben galt Hugo Wolf als ein besonders schillernder Charakter. Als unterhaltsam-scharfzüngiger Musikkritiker wurde der "wilde Wolf" bewundert wie gefürchtet. Symptomatisch für sein Komponistendasein, in dessen Mittelpunkt das Lied stand, waren krasse Wechsel zwischen depressiver Untätigkeit und rauschhaften Schaffensphasen. In einem solchen Schaffensrausch entstanden im Oktober 1888 innerhalb von drei Tagen seine Harfenspieler-Lieder auf Texte aus Goethes "Wilhelm Meister". Für die darin artikulierte Einsamkeit, Wehmut und Todessehnsucht findet Wolf eine ganz eigene, sensible Tonsprache - berührend bis beklemmend, aber stets bezaubernd.  

Blicke ins Diesseits und ins Jenseits mit Gustav Mahler

Wie Wolf war auch Gustav Mahler ein echter Charakterkopf - ungeduldig und aufbrausend, verletzlich und empfindsam. Im Hauptberuf Dirigent und Operndirektor, fokussierte er sein kompositorisches Schaffen auf Lieder und Sinfonien. Als Textquelle inspirierte ihn besonders die Volksliedsammlung "Des Knaben Wunderhorn", herausgegeben von Achim von Arnim und Clemens Brentano. Die verschiedensten Perspektiven auf das Leben und die Liebe sind darin ebenso zu finden wie Blicke ins Jenseits. Die an diesem Abend aufgeführten Lieder zeigen, wie es Mahler gelingt, daraus packende Dramen "en miniature" zu gestalten.

Aus dem Künstlerleben gegriffen: Berlioz' Symphonie fantastique

Liebeswahn, Opiumrausch, Hinrichtung und Hexensabbat: Berlioz‘ Symphonie fantastique bietet ganz großes Theater im Konzertsaal. Die Liebe zur Frau seiner Träume wie Albträume, der Schauspielerin Harriet Smithson, hatte den jungen Berlioz 1830 dieses Hauptwerk der Romantik erschaffen lassen, das als Prototyp der Programmmusik gilt. Musikalisch konkret und hautnah spürbar formuliert er hier, wie für einen jungen Künstler die Liebe zu einer Frau zur Obsession wird und zur auch klanglich bestimmenden "idée fixe". Von Opium umnebelt träumt er schließlich vom Mord an der Geliebten und von seiner eigenen Hinrichtung samt Höllentanz und "Dies irae". Im wahren Leben heiratete Berlioz 1833 seine angebetete Harriet – die Ehe war ein Desaster und nicht von langer Dauer.

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Die Musik- und Kongresshalle in Lübeck während eines Konzertes des NDR Elbphilharmonie Orchesters © picture alliance Foto: Olaf Malzahn

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