Klassik getanzt - mit Kodály, Dvořák und Brahms
Tanzmusik sinfonisch aufbereitet: Das war ein beschwingtes Programm im 1. Klassik Extra mit Michael Francis.
Nein, das Tanzbein wurde nicht geschwungen im ersten Klassik-Extra-Konzert der Saison. Dennoch haben viele Füße mitgewippt, viele haben genickt und innerlich gezählt und der ein oder andere konnte sich vielleicht nur grad so auf dem Sitz halten. Gastdirigent Michael Francis brachte jede Menge Tanzmusik aus Ungarn und Tschechien mit nach Hannover, sinfonisch aufbereitet von Zoltán Kodály, Antonín Dvořák und Johannes Brahms. Durch das Programm führte wie üblich Friederike Westerhaus.
Ein Dirigent mit vielen Facetten: Michael Francis
Gerade erst wurde sein Vertrag als Chef der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz um fünf Jahre verlängert: Der Brite Michael Francis gilt als charismatischer und energiegeladener Musikvermittler. Zunächst Kontrabassist im London Symphony Orchestra, wechselte er bald ans Dirigentenpult, gefördert von Persönlichkeiten wie Colin Davis und Valery Gergiev. Neben seiner Tätigkeit bei der Deutschen Staatsphilharmonie leitet er das Mainly Mozart Festival in San Diego und ist Music Director des Florida Orchestra.
Getanzt - mit Kodály, Dvořák und Brahms
Zu den Neuerungen, die Francis in Deutschland einführte, zählten Aufführungen an ungewöhnlichen Orten, dem Technik-Museum Speyer etwa. Dort gab er 2021 ein Konzert mit ganz ähnlichem Programm wie jetzt bei der NDR Radiophilharmonie. Die "Tänze aus Galánta" von Zoltán Kodály wurden Antonín Dvořáks Slawischen Tänzen op. 72 gegenübergestellt: zwei Tanzfolgen, die sich in einigen markanten Punkten unterscheiden. Während der Ungar Kodály auf traditionelle Volksliedsammlungen zurückgriff, erfand der Tscheche Dvořák sämtliche Themen neu. Was bei Kodály ein geschlossener Zyklus von fünf ineinander übergehenden Sätzen ist, sind bei Dvořák acht eigenständige Tänze, die vom ständigen Wechsel der Charaktere leben, mal melancholisch, mal ausgelassen. Abgerundet wurde das Programm vom wohl berühmtesten Osteuropa-Souvenir des 19. Jahrhunderts, dem Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms.