eine Geige aus dem Jahr 1803, restauriert von Mladen Sofrenic, einem der wenigen Geigenbauer in Bosnien © picture alliance / PIXSELL Foto: Dejan Rakita

Passacaglia. Kammermusik von Widmann, Clarke und Ravel

Stand: 22.11.2024 13:58 Uhr

Kleine Ensembles, ganz individuell: Die von den Orchestermusiker:innen zusammengestellten Programme bieten Schmuckstücke der Kammermusik sowie Neuentdeckungen, Raritäten und besondere Arrangements.

Die Passacaglia war ursprünglich ein spanischer Tanz im gemessenen 3/4-Takt. Spätere Generationen nutzten sie als Formmodell: Über einer stets gleichbleibenden Basslinie bewegten sich die Oberstimmen frei. Und dieses schlichte Konzept genügte Komponisten wie Bach, Brahms oder Schostakowitsch, um ihm Musik von höchster emotionaler Dichte zu entlocken. Beispiele in Trio-Besetzung bietet die Siebte Kammermusik-Matinee der Saison mit den Radiophilharmonie-Mitgliedern Frank Wedekind und Sebastian Maas sowie dem Pianisten Yi Lin Jiang als Gast.

Passacaglia.

Kammermusik-Matinee 7
So, 15.06.2025 | 11.30 Uhr
Hannover | NDR Konzerthaus, Kleiner Sendesaal (Rudolf-von-Bennigsen-Ufer 22)

Frank Wedekind Violine
Sebastian Maas Violoncello
Yi Lin Jiang Klavier

Jörg Widmann
Passacaglia für Klaviertrio
Rebecca Clarke
Klaviertrio
Maurice Ravel
Klaviertrio a-Moll

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Mit emotionaler Kraft: Widmann und Clarke

Jörg Widmann, seit 2023 1. Gastdirigent der NDR Radiophilharmonie, schrieb schon vor 25 Jahren eine Passacaglia für Klaviertrio. Er orientierte sich dabei am ursprünglichen Schreittanz, der bei ihm zu einer Meditation über das Gehen, Suchen und Irren wird. Ein unablässiger musikalischer Fluss, an der Oberfläche konfliktlos, aber umso brodelnder im Inneren. Auch von der britischen Komponistin Rebecca Clarke existiert eine Passacaglia, allerdings für ihr eigenes Instrument, die Bratsche. Ihr Klaviertrio von 1921 macht dafür in den beiden ersten Sätzen Gebrauch von ostinaten Basslinien: ein hochdramatisches Werk, das virtuos mit englischer Folklore jongliert, aber auch die Schrecken des 1. Weltkriegs in Töne bannt.

Ein Meisterwerk, komponiert in unruhige Zeiten: Ravels Klaviertrio

Ebenfalls im Bann des Kriegs steht das Klaviertrio a-Moll von Maurice Ravel. Es ist eines der ganz großen Kammermusikwerke des 20. Jahrhunderts, das traditionelle Formen mit modernen Klängen vereinigt, französisches Raffinement mit fernöstlicher Abgeklärtheit. Auf die drohende globale Katastrophe verweist der 3. Satz, eine düstere Passacaglia. Ravel arbeitete 1914 unter Hochdruck an dem Stück, um sich freiwillig als Kriegsteilnehmer melden zu können. Vorerst vergeblich: Er, das musikalische Schwergewicht, wurde als ein paar Kilo zu leicht befunden.

 

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