Glanert und Bruckner mit Manze und Midori
Ein Wiedersehen im 2. Sinfoniekonzert C: Dirigent Andrew Manze und die Geigerin Midori waren in Hannover und präsentierten Werke von Bruckner und Glanert.
Welcome back Andrew Manze hieß es im 2. Sinfoniekonzert C. Zusammen mit der NDR Radiophilharmonie widmete er sich der Sinfonie Nr. 2 von Anton Bruckner, passend zum Beginn des Bruckner-Jahres: 2024 wird der 200. Geburtstag des Komponisten gefeiert. Zugleich gab es ein Wiedersehen mit der Stargeigerin Midori.
"Mein Engel, mein alles, mein Ich" - so beginnt Ludwig van Beethovens legendärer Brief an seine "unsterbliche Geliebte", deren Identität bis heute nicht gelüftet werden konnte. Der Komponist Detlev Glanert hat vor diesem Hintergrund ein neues Violinkonzert geschaffen, das die Widmungsträgerin Midori zusammen mit der NDR Radiophilharmonie unter Andrew Manze spielte.
Schicksalsmusik: Detlev Glanerts Violinkonzert Nr. 2
Ludwig van Beethovens legendärer Liebesbrief wurde zur Inspiration für Detlev Glanerts 2. Violinkonzert. Welche Person hinter der "unsterblichen Geliebten" aus Beethovens Brief steckt, interessiert Glanert dabei weniger. Ihm geht es um den Brief selbst, den Beethoven übrigens nie abgeschickt hat und der voll dramatischer Formulierungen steckt: "Er benutzt Worte wie musikalische Motive", so Glanert, "indem sie Durchführungen, Steigerungen, Reprisen bilden". Wie der Text ist auch das Konzert dreiteilig. Die Sologeige steht dabei für das Individuum, das sich seiner Umgebung - dem Schicksal - immer neu anpassen muss.
Prädikat außergewöhnlich und sympathisch: die Geigerin Midori
Die Anregung für Glanerts neues Werk kam in diesem Fall von der Widmungsträgerin: Midori. Über 40 Jahre währt die Karriere der japanischen Stargeigerin mittlerweile bereits. In dieser Zeit hat sie praktisch alle großen Violinkonzerte des Repertoires auf CD eingespielt, sich aber auch immer wieder neuen Werken gewidmet, von denen sie einige persönlich in Auftrag gab, darunter Stücke von Peter Eötvös, Einojuhani Rautavaara, Brett Dean und John Adams. Midori unterrichtet an mehreren Hochschulen und setzt sich aktiv für musikalische Bildung weltweit ein.
Ein ständiges Suchen und Feilen: Bruckners Sinfonie Nr. 2
Nach der Pause gehörte die Bühne ganz der NDR Radiophilharmonie und ihrem langjährigen Chef Andrew Manze. Mit Anton Bruckners Sinfonie Nr. 2 stand ein Werk der Krise auf dem Programm: Verzweifelte Ausbrüche und innige Gebete wechseln sich ab, mal sucht die Musik Zuflucht bei sakralen Wendungen, mal verstummt sie. Trotzdem war die Wiener Uraufführung 1873 ein Erfolg - was den Komponisten nicht davon abhielt, in den folgenden Jahren immer neue Verbesserungen anzubringen. Manze und die NDR Radiophilharmonie hatten sich für die revidierte Fassung der Sinfonie von 1877 entschieden.