Barockkonzert im Schloss: Avi Avital spielte Vivaldi und Hummel
Klein, aber fein: Im letzten Barockkonzert der Saison war die Virtuosität der Mandoline zu erleben - stilecht im Schloss Herrenhausen.
Wer Mandolinenmusik liebt, kommt an ihm nicht vorbei: Avi Avital. Dem israelischen Musiker gelang praktisch im Alleingang das Kunststück, ein bis dahin eher belächeltes Instrument in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Nun war er bei der NDR Radiophilharmonie zu Gast, mit hochvirtuoser Musik von Antonio Vivaldi und Johann Nepomuk Hummel. Die Gesamtleitung lag in den Händen von Jan Willem de Vriend, einem alten Bekannten bei den Barockkonzerten im Schloss Herrenhausen in Hannover.
Klein, aber fein: die Mandoline
Für die Mandoline gibt es mehr Literatur, als man vielleicht denken würde. Komponisten wie Giovanni Paisiello, Johann Adolph Hasse und Giovanni Battista Pergolesi schrieben Solokonzerte. Kleinere Werke stammen aus der Feder von Georg Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven. Am bekanntesten wurde das C-Dur-Konzert von Antonio Vivaldi, in dem die Mandoline so selbstbewusst und vielseitig agiert wie jedes andere Soloinstrument. Dass dieses Konzept auch noch unter klassischen Voraussetzungen funktioniert, bewies der Mozart-Schüler Johann Nepomuk Hummel 1799 mit seinem dreisätzigen Mandolinenkonzert.
Der Mann mit der Mandoline - Avi Avital
Würde sich Avi Avitals Wirken nur auf Musik aus Barock und Klassik beschränken, wäre er wohl nie der weltbekannte Künstler geworden, der er jetzt ist. Schon früh gab er neue Werke für sein Instrument in Auftrag, bearbeitete das gängige Repertoire, wilderte in Jazz- und Klezmer-Kreisen. Zu seinen musikalischen Partnern zählen so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Andreas Scholl und Giora Feidman, mit Barockensembles spielt er ebenso wie mit großen Sinfonieorchestern. 2011 wurde er für einen Grammy nominiert - als erster Mandolinenspieler überhaupt.
Geschätzter Gast der NDR Radiophilharmonie: Jan Willem de Vriend
Eingerahmt wurde Avitals Auftritt von Wilhelm Friedemann Bachs Sinfonia in F-Dur, einem echten Sturm-und-Drang-Stück mit einer Vielzahl musikalischer Überraschungen, und Georg Friedrich Händels zweisätzigem Concerto grosso in D-Dur. Den Dirigenten des Konzerts, Jan Willem de Vriend, muss man dem Publikum in Hannover eigentlich kaum noch vorstellen. Schon mehrfach war der Niederländer, mittlerweile mit festen Dirigierverpflichtungen in Lille, Stuttgart und Kyoto, bei den Barockkonzerten zu Gast. In der letzten Saison mit Sakralwerken von Hasse und Vivaldi. 2022 erschien zudem seine CD-Einspielung zweier Sinfonien von Emilie Mayer zusammen mit der NDR Radiophilharmonie.