Heiße Liebe
Heute spielt der Name des dänischen Komponisten August Enna keine Rolle im Bewusstsein der meisten Musikliebhaber. Selbst Kenner der entlegensten Repertoire-Nischen wissen so gut wie nichts mit dem Zeitgenossen von Carl Nielsen anzufangen. Beim Blick in die einschlägigen Musiklexika erfährt man kaum mehr, als dass Enna 1859 als Sohn sizilianischer Einwanderer in Nakskov auf der Insel Lolland geboren wurde, 1939 in Kopenhagen verstarb, Geiger und Kapellmeister an verschiedenen Kleinbühnen war und sich als Schöpfer von Liedern, Chor- und Orchesterwerken und immerhin neun Opern hervorgetan hat.
Treffender Übersetzungsfehler
Man staunt also nicht schlecht, dass Enna zu Lebzeiten auch in Deutschland ein durchaus angesehener und viel gespielter Komponist war - seine längst in Vergessenheit geratene Oper "Ung Elskov" wurde 1904 am Deutschen Nationaltheater in Weimar uraufgeführt. Dort war man so begeistert, dass aus "Junge Liebe", der wortgetreuen Übersetzung des Operntitels, gleich eine "Heiße Liebe" wurde. Doch der vermeintliche Übersetzungsfehler charakterisiert Ennas hochromantische Musik bestens: Sie ist eine ebenso gehaltvolle wie klangschöne Melange aus Poesie, Wärme und Leidenschaft, die an Giacomo Puccinis "La Boheme" erinnert. "Ung Elskov" ist mit Sicherheit eine der schönsten Opern des anbrechenden 20. Jahrhunderts.
Opernerfolg bei den Niedersächsischen Musiktagen
Im Auftrag der Niedersächsischen Musiktage hat der Osnabrücker Generalmusikdirektor Hermann Bäumer die Partitur gesichtet und mit der NDR Radiophilharmonie einstudiert. Der NDR und das Plattenlabel cpo, das sich seit zehn Jahren erfolgreich der Bergung verschollener Klassikschätze widmet, hat aus der Opernsensation einen Tonträger gemacht.
August Enna: Heiße Liebe
- Label:
- cpo
- Veröffentlichungsdatum:
- 31.07.2007