Metzmacher dirigiert Schönberg: Die Jakobsleiter
Ein feierlicher Durchbruch und ein gewichtiges Fragment: Ingo Metzmacher konfrontiert die erste Messe von Bruckner mit Schönbergs unvollendetem Oratorium "Die Jakobsleiter" - am 9. November in der Elbphilharmonie.
Opulente Besetzung
Ingo Metzmacher ist einer der großen Entdecker unter den Dirigenten. Unermüdlich erkundet er neue und wenig bekannte Bereiche des Repertoires. Seine Neugier hat ihn bereits während seiner Zeit als Generalmusikdirektor in Hamburg zwischen 1997 und 2005 ausgezeichnet und prägt auch das vokalsinfonische Programm, mit dem er im November ans Pult des NDR Elbphilharmonie Orchesters zurückkehrt.
Einen Tag vor seinem 67. Geburtstag dirigiert Metzmacher zwei selten aufgeführte Werke zweier Jubilare aus Romantik und Moderne mit rundem Geburtstag 2024 - und füllt die Bühne im Großen Saal mit einer opulenten Besetzung, die neben dem Orchester auch den MDR-Rundfunkchor sowie neun Solistinnen und Solisten umfasst. Vier davon singen die Solopartien in der Messe Nr. 1 von Anton Bruckner, der am 4. September seinen 200. Geburtstag gefeiert hätte.
Bruckners Messe: Erster Erfolg
Es ist jenes Werk, mit dem er seinen ersten großen Erfolg bei Publikum und Kritik feierte. Sie sei "das Ausgezeichnetste, was seit langem in diesem Fache geleistet wurde", jubelte der Linzer Abendbote. Eine andere Zeitung befand, Herr Bruckner habe mit der Messe auch "seine Begabung für den höheren Stil, die Sinfonie bewiesen."
Genau dieser Eindruck drängt sich auch aus heutiger Perspektive auf: dass wir in dem Werk bereits Züge jenes Stils erkennen, der uns aus den später entstandenen Sinfonien von Bruckner vertraut ist. Die riesigen Steigerungsbögen, die dichten Harmonien und ein Klang, der gerade durch die Blechbläser immer wieder eine feierliche Note bekommt.
Schönbergs "Jakobsleiter": Verbindung zu Gott
Einen ganz anderen Zugang zum Glauben und einen ganz anderen Ton offenbart "Die Jakobsleiter" von Arnold Schönberg, der im September 150 Jahre alt geworden wäre. Dieses unvollendet gebliebene Oratorium ist von einer Erzählung aus dem Alten Testament inspiriert, in der Jakob, der Enkel Abrahams, von einer Himmelsleiter träumt. Sie steht auf der Erde und ragt mit ihrer Spitze zu Gott. Schönberg versteht diese Leiter als Bild für die Suche des Menschen nach Spiritualität. Er vertont das selbstgeschriebene Libretto in einer Klangsprache, die spannungsvolle Soli, Sprechgesang, erregte Chorpassagen und einen farbigen Orchesterklang nutzt und damit oft eine dramatische Wirkung entfacht.