Kammermusik im RLS: Schubert und Brahms
Ein Kammermusikkonzert mit Musikerinnen und Musikern des NDR EO im Rolf-Liebermann-Studio. Auf dem Programm am 12. Mai: Schuberts Streichtriosatz B-Dur, sein Klavierquintett A-Dur sowie Brahms' Klavierquartett Nr. 3.
Johannes Brahms, früh ein großer Verehrer von Bach und Beethoven, entdeckte seine Liebe zu Schubert erst relativ spät. Umso intensiver empfand er sie - und umso mehr stieg der österreichische Komponist schließlich in seiner Achtung. Lange Jahre war er inoffizieller Mitarbeiter der ersten großen Schubert-Gesamt-Ausgabe - und wurde auf diese Weise ein profunder Kenner des Schubert'schen Werks.
Brahms: Klavierquartett Nr. 3
Bevor er eine Komposition voreilig fertig stellte, legte Johannes Brahms sie lieber für ein paar Jahre zur Seite. So auch das Klavierquartett Nr. 3 c-Moll, dessen Anfänge bereits 1855 in einem Quartett in cis-Moll liegen. Fertiggestellt wurde es erst 1875. Aus einer gewissen unsicheren Haltung dem Werk gegenüber konnte Brahms sich nie ganz befreien. Er schrieb an seinen Freund Billroth und den Verleger Simrock, dass sie auf der Titelseite gerne ein Bild anbringen dürften, "nämlich einen Kopf - mit der Pistole davor". Diese Stimmung wird im pathetischen ersten Satz bereits mit dem erschütternden Forte-Akkord des Klaviers und den darauffolgenden Seufzern der Streicher ohne Umschweife bedient. Das Quartett bildet ein kammermusikalisches Pendant zur ersten Sinfonie in c-Moll, die Brahms kurze Zeit später vollendete.
Schubert: Streichtriosatz D 471 und Klavierquintett D 667
Regelmäßig traf man sich in Schuberts Elternhaus zur Kammermusik; die ganze Familie war, aufgeteilt auf die verschiedensten Instrumente, daran beteiligt. Von den beiden 1816/1817 komponierten Streichtrios blieb das erste, in B-Dur, aus unbekannten Gründen unvollendet. Stilistisch erinnert es an Haydn und Mozart - es wird durch seine gesangliche Stimmführung zu einer Art Lied ohne Worte.
Neben seinen zwei Streichtrios und den 15 vollständigen Streichquartetten verfasste Schubert nur ein einziges Klavierquintett. Kurz nach Schuberts Tod kündigte der Verleger Joseph Czerny 1829 das bis dahin ungedruckte Werk als "großes Quintett für Pianoforte und Streicher" an. Entstanden war die Komposition auf Wunsch des Cellisten Sylvester Paumgartner, den Schubert in Steyr kennengelernt hatte. Paumgartner wünschte sich die besondere "Hummelsche Besetzung" der Streicher mit Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass. Neben dem Besetzungswunsch bat er Schubert um Variationen über das längst allgemein bekannt gewordene Lied "Die Forelle", welches Schubert 1816/1817 komponiert hatte. Es brachte dem Quintett den Beinamen "Forellenquintett" ein.