Stand: 12.02.2019 11:00 Uhr

Nachgefragt: Nicolas Altstaedt

Cellist Nicolas Altstaedt im Porträt  Foto: Marco Broggreve
Nicolas Altstaedt lässt sich nicht in eine Schublade stecken: Sein Repertoire und seine Begeisterungsfähigkeit reichen von Barock bis in die Gegenwart.

Als Residenzkünstler ist der Cellist Nicolas Altstaedt in der Saison 2018/2019 in vielfältiger Besetzung und Klangfarbe beim NDR Elbphilharmonie Orchester zu erleben. Im Februar hebt er gemeinsam mit Dirigent Hannu Lintu und dem Orchester ein neues Cello-Konzert aus der Taufe. Julius Heile hat mit ihm gesprochen.

Nicolas Altstaedt, in der Saison 2018/2019 sind Sie Artist in Residence beim NDR Elbphilharmonie Orchester. Zwei gemeinsame Projekte liegen nun schon hinter Ihnen. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Der finnische Komponist Sebastian Fagerlund im Porträt. © Sirpa Räihä / HS Foto: Sirpa Räihä / HS
Sebastian Fagerlund hat das neue Cellokonzert eigens für Nicolas Altstaedt geschrieben.

Nicolas Altstaedt: Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen. Es ist eine große Freude, mit dem Orchester zu musizieren – sowohl in der Barockmusik als auch mit dem Lutosławski-Cellokonzert, einem meiner Lieblingswerke.

Im aktuellen Konzert bringen Sie nun Sebastian Fagerlunds Cellokonzert zur Uraufführung. Das Konzert wurde für Sie geschrieben und ist Ihnen gewidmet. Wie fühlt es sich an, auf diese Weise quasi selbst Teil des Werks zu sein?

Altstaedt: Es ist eine der aufregendsten und interessantesten Erfahrungen, die man machen kann. Ein Werk ist ein offenes und noch "ungeschriebenes Buch", solange es noch nicht zu einer Aufführung gekommen ist. Ich bin sehr gespannt und freue mich auf diese Reise.

Wie gut kennen Sie Sebastian Fagerlund?

Altstaedt: Wir haben uns vor fünf Jahren auf dem Festival von Pekka Kuusisto kennengelernt. Als ich das Violinkonzert von ihm hörte, entstand der Wunsch nach einem Cellokonzert.

Wie sieht es in diesem Fall eines völlig neuen Werks mit den Freiheiten als Interpret aus? Wird vieles im Austausch mit dem Komponisten entschieden oder verhält es sich ähnlich wie bei einem bestehenden Werk eines verstorbenen Komponisten – überspitzt gesagt: Das meiste steht in den Noten und der Rest ist persönliche Auslegungssache?

Altstaedt: Das wenigste steht in den Noten und der Rest ist langjähriges Erarbeiten eines mehrdimensionalen Horizonts der Empfindung einer musikalischen Sprache. Wenn die Substanz "gegriffen" ist, entstehen bei jedem Werk Freiheiten, je besser das Werk, desto mehr Freiheiten lässt einem meist der Komponist. Ich habe einige Anregungen für das Werk gegeben, die alle übernommen und verarbeitet wurden.

Wie wichtig ist Ihnen die Auseinandersetzung mit Musik unserer Zeit generell?

Altstaedt: Sehr wichtig. Ich erfahre dadurch sowohl mehr über die Entstehung der Notierung und Erfassung der Musik aus der Vergangenheit als auch über die Menschen und die Gesellschaft von heute.

Warum sollte man nun insbesondere die Uraufführung von Fagerlunds Cellokonzert auf keinen Fall verpassen?

Altstaedt: Weil es ein großartiges Werk zu sein scheint!

Das neue Werk trägt den Titel "Nomade". Würden Sie sich selbst als einen solchen bezeichnen?

Jeder Musiker, der viel unterwegs ist, bringt die Tendenz mit sich, seine Heimat nicht an einen geografischen Standpunkt, sondern an seinen Lebensinhalt zu binden. Ich habe von dem Titel übrigens erst erfahren, als ich die Noten bekam.

Die Fragen stellte Julius Heile.

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