Stand: 10.06.2016 09:00 Uhr

"Eine Schatzkiste voller Schönheit und Ausdruck"

Sakari Oramo im Porträt © Benjamin Ealovega
Sakari Oramo ist (unter anderem) Chefdirigent des BBC Symphony Orchestra und des Königlichen Philharmonischen Orchesters Stockholm.

Der finnische Dirigent Sakari Oramo bringt im Konzert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester Anders Hillborgs "Beast Sampler" zur Deutschen Erstaufführung und dirigiert eine selten aufgeführte Sinfonie: Elgars Erste. Im Kurzinterview verrät er, warum man diese Stücke unbedingt kennenlernen sollte.

Anders Hillborgs "Beast Sampler" ist Ihnen gewidmet und Sie haben es 2014 in Stockholm uraufgeführt. Wie ist Ihr Verhältnis zum Komponisten? Und wie fühlt es sich an, Widmungsträger eines Werks von ihm zu sein?

Sakari Oramo: Ich kenne Anders Hillborg schon seit den 1990er-Jahren. In meiner Stockholmer Zeit seit 2008 haben wir bei Aufführungen vieler seiner Stücke eng zusammengearbeitet. Im Jahr 2014 stand Hillborg sogar im Mittelpunkt unseres jährlichen Komponisten-Festivals im Stockholmer Konzerthaus, das nun seit fast 30 Jahren besteht. Widmungsträger eines neuen Musikstücks zu sein, ist für mich immer eine große Freude und Ehre!

Was schätzen Sie an Hillborgs Musik generell? Und was erwartet das Publikum in "Beast Sampler"?

Oramo: Hillborg hat ein wunderbares Talent, für Orchester zu schreiben: sehr differenziert, farbenreich und feinfühlig. Und er hört genau, was er schreibt - was bei anderen namhaften Komponisten nicht immer unbedingt der Fall ist. "Beast Sampler" ist, glaube ich, sein wildestes Stück. Es stellt das Orchester als "Klangtier" vor, ein gewaltig atmendes, sehr gefährliches Tier. 

Den Abschluss des Konzerts macht Edward Elgars Erste Sinfonie. In Deutschland hört man das Stück eher selten. Warum sollte man es jetzt unbedingt kennenlernen?

Oramo: Elgar ist für mich ein sehr wichtiger Komponist. Seine monumentale Erste Sinfonie hat als Leitmotiv einen Hymnus, den das Orchester ganz am Anfang vorstellt, und der dann immer wieder auftritt. Die Musik hat gewisse englische Untertöne, aber technisch und formal ist die Sinfonie durchaus an Konzepte der deutschen Romantik angelehnt. Besonders Robert Schumann und gewissermaßen auch Richard Wagner haben dieses Stück beeinflusst. Ich halte das britische Orchesterrepertoire von Elgar über Vaughan Williams, Walton und Britten bis in unsere Tage für eine wundervolle Schatzkiste voller Schönheit und Ausdruck, die unbedingt auch in Deutschland mehr wahrgenommen werden sollte.

Die Fragen stellte Julius Heile.

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