Best Of George Gruntz - NDR Bigband & George Gruntz
Wann und wo immer die Rede darauf kommt, erinnert sich George Gruntz stets dankbar daran, dass sein jetzt schon fast ein halbes Leben lang andauernder Umgang mit größeren Jazz-Orchestern in Hamburg begann. Bis zum Frühjahr 1971 war er vor allem ein Pianist aus Basel gewesen. Er saß am Klavier der „European Rhythm Machine“ und begleitete regelmäßig amerikanische Stars auf der Durchreise. Seit dem Auftritt beim Newport Festival 1958 wussten die Amerikaner um die Qualitäten von George Gruntz, geboren 1932 in Basel. Noch als Amateur hatte er Louis Armstrong begleitet – dann, am Beginn der 70er Jahre, fragte der Charlie-Parker-Schüler Phil Woods immer nach ihm, wenn er wieder nach Europa kam.
Enge Bindung an den NDR und Hamburg
Gruntz war fast vierzig, und es hätte alles so bleiben können. Aber der Pianist wollte mehr – und der NDR brachte ihn auf andere Ideen. Michael Naura fragte damals an, ob Gruntz versuchen wolle, für eines der Orchester zu schreiben: für die „Studioband“ unter Leitung von Franz Thon und auch für das „Rundfunkorchester Hannover“. Beide Ensembles standen mitten in der Erneuerung; Gruntz war mit ersten Arrangements Teil davon. Und er kam auf den Geschmack. Die eigene, demnächst auch schon vier Jahrzehnte bestehende Band, die bigbandähnliche „Concert Jazz Band“, hätte es nie gegeben, sagt Gruntz heute, ohne die Erfahrungen im NDR.
Filmmusik, Rundfunkorchester und JazzFest Berlin
Aber noch viel mehr änderte sich in jenen Jahren: Gruntz schrieb immer mehr Filmmusik, etwa für „Das falsche Gewicht“ von Bernhard Wicki nach Joseph Roth, er war musikalischer Direktor am Züricher Schauspielhaus, und 1972 wurde er von Joachim- Ernst Behrendt selbst als Nachfolger vorgeschlagen: für die Leitung der „Jazztage“ in Berlin. Gruntz blieb bis 1994. Aber immer wieder kam er auch zum NDR zurück. Eine opulente Sammlung der Produktionen für die Orchester von NDR und WDR hat das vor kurzem in Erinnerung gerufen. Sein Ellington-Programm gehört zu den Meilensteinen, vor allem aber „Totally bemonked“, das Monk-Projekt von 1982. Vor kurzem folgte „Mingus – … – Maximus“, jetzt kreiert Gruntz mit der NDR Bigband gerade ein Coltrane-Projekt. Monk, Mingus, Coltrane – das ist auch eine Lebensbilanz in Jazz. Dabei blieb George Gruntz bei aller Verehrung für die Großen des modernen Jazz ganz Europäer, abseits der Metropolen in der Schweiz. Im Jazz wurde er zum Weltbürger – und die Weltoffenheit des George Gruntz hat die Musik bereichert.
Michael Laages
NDR Bigband & George Gruntz (arr, leitung)
Luciano Biondini (acc)
Pius Baschnagel (dr)
14. & 15. April 2011, 20 Uhr im Rolf-Liebermann-Studio, Hamburg