NDR Bigband auf Tour: Das passiert backstage
Ein Leben on the road: Heute in Paris, morgen in Frankfurt. Was sich nach einem Traumjob anhört, ist für die Musiker und ihre Crew anstrengender Alltag. So sieht es backstage aus, wenn die NDR Bigband zusammen verreist. Ob in Paris, Kristiansand oder Monte Carlo: Wenn die NDR Bigband spielt, ist das Publikum begeistert. Im November waren die Musiker sogar mit Jazz-Legende Al Jarreau unterwegs. Trotz seiner 76 Jahre hat auch er die anstrengende Tour sehr genossen.
Wir haben etwas Neues geschaffen. Es ist ein fabelhaftes, wundervolles neues Kapitel in meinem Leben. Ich lache, ich kichere, meine Wangen tun davon weh. Danke, Gott, ich sage das jeden Tag. Ich gehe schlafen und weine vor Freude. Es ist ein großartiges Ensemble. Die Soli in der Band sind erstaunlich! Al Jarreau
Nach dem Konzert ist vor dem Konzert
Doch bevor Al Jarreau und die NDR Bigband auf die Bühne gehen können, ist stundenlange Vorbereitung nötig. Im Hintergrund der Tour arbeitet ein Team von 11 Personen. Einer ist Toningenieur Stephan Leppkes. Er bastelt am optimalen Sound in der Konzerthalle. Dabei hilft ihm auch ein modernes Frequenz-Analyseprogramm. "Ein Tournee-Tag sieht so aus, dass wir morgens in einem Hotel abreisen, zum nächsten Konzertort gebracht werden, aufbauen. Wir haben so etwa drei, vier Stunden Aufbauzeit je nach Veranstaltungsort", berichtet Leppkes.
Vier Stunden vor Konzertbeginn hat Orchesterwart Erik Franz die Bühne schon eingerichtet und prüft nochmal alles. Er gehört zu den sogenannten 'Backlinern'. "Wir kümmern uns darum, dass Stühle und Pulte auf der Bühne stehen, dass die größeren Instrumente wie Schlagzeug und Klavier an der richtigen Position sind. Es reicht ja schon, wenn irgendwo ein Kabel festhängt, dann muss man schnell hinlaufen und irgendwie die Spannung da raus nehmen", sagt Erik Franz. Damit er schnell reagieren kann, sitzt er während der Konzerte auch immer mit auf der Bühne. Auch defekte Tonabnehmer oder Lampen an den Notenpulten fallen in seinen Zuständigkeitsbereich.
Bis nach Monaco: 1.500 Kilometer im LKW
Das Leben unterwegs organisiert Produktionsmanager Jan Fröhlich aus der NDR Bigband-Redaktion. Trotz bester Planungen gibt es immer mal wieder Unwägbarkeiten. "In Paris hat es mit dem Parken nicht geklappt und dann steht man da vier Stunden rum und versucht, irgendwen zu erreichen, die natürlich auch alle kein Englisch sprechen", erinnert sich Klaus Schönke. Er ist seit 38 Jahren für den NDR als Fahrer im Einsatz.
Früher war er beim Spielfilm, jetzt fährt er das Equipment der Bigband im LKW. Wenn die Crew tagsüber aufbaut und die Band probt, müssen er und sein Kollege oft Schlaf nachholen - von den Nachtfahrten. "Die längste Fahrt auf der Tour mit Al Jarreau ging von Groningen nach Monaco. Das sind 1.500 Kilometer, die wir am Stück abgefahren haben", berichtet Klaus Schönke. Er fühlt sich stets willkommen und wertgeschätzt vom Rest der Crew und der Band. "Die Leistung wird gesehen, und daher macht es auch Spaß", sagt er.
Eine große Band-Familie
Gefahren wird übrigens auch das Essen, zumindest Teile davon. Koch Thomas Rössing lässt sich für das Team stets etwas Neues einfallen. Die Zutaten besorgt er auf regionalen Wochen- oder Großmärkten. "Wir versuchen, uns immer regional bisschen daran zu halten, wo wir gerade sind. In Wien hatten wir Tafelspitz, in Norwegen natürlich mal ein Lachsgericht", erzählt Thomas Rössing. Es kommt schon mal vor, dass ein Gericht genau wie die Band in mehreren Städten unterwegs ist: Ochsenschwanz aus Baden-Baden, der mit Rotweinsauce aus Wien in Frankfurt serviert wird. So ist das Tour-Leben.
Abends vor der Show essen alle zusammen und besprechen das Konzert. Langweilig wird es ihnen nicht - obwohl die Musiker ja immer das gleiche spielen. "Natürlich ist es dasselbe Programm, aber da gibt’s ja auch gewisse Freiheiten. Außerdem spiele ich sehr gerne ein ähnliches Programm, weil sich dann eine gewisse Routine in der Abfolge einstellt. Man lernt die Stücke besser kennen", sagt Schlagzeuger und ECHO-Jazz-Preisträger Wolfgang Haffner.
Was letztlich zählt, ist die Show und ein gutes Konzert. Dafür gibt jeder in seinem Bereich alles. So wird aus den Musikern und der Crew eine Band-Familie. Und ihr gemeinsames Baby ist - die Musik.