Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren Opa?
Ich erinnere mich an einen liebevollen, witzigen, aber auch sehr fleißigen, akribisch arbeitenden Großvater. Wann immer meine Großeltern zu Hause waren, haben wir sie gesehen und Zeit mit ihnen verbracht. Wenn wir ihm auf Tournee hinterherfuhren, war ich immer gerührt, wie sehr sich die Leute über ihn und sein Erscheinen gefreut haben. Wenn er lachte - und das tat er oft -, gingen alle Türen auf, besonders die in den Herzen derjenigen, mit denen er gerade sprach. Das hat mich immer fasziniert. Unstet wurde er, wenn er nicht professionell arbeiten konnte, wenn Kollegen ihre Texte nicht konnten oder abgesprochene Termine nicht eingehalten wurden.
Haben Sie einen Lieblingssketch oder ein Lieblingslied?
Kann ich nicht genau sagen, aber vom neuen Album ist es "Am Manzanares", ein Tango, welchen wir zu einer Ballade gemacht haben. Er hat eigentlich auch einen Text, den habe ich aber weggelassen, weil die Musik viel stärker ist. Bei den Aufnahmen war ich zu Tränen gerührt, auch weil ich mich gefragt habe: Wie schafft man es, so etwas zu schreiben, wie kommt man auf diesen spanischen Fluss, ohne ihn zu kennen? Den Titel hat er 1938 geschrieben, möglicherweise hat er ein Bild vom Manzanares gesehen oder einen Bericht darüber gelesen, denn dort war er nie.
Was war es für ein Gefühl, die unentdeckten Texte und Noten in der Hand zu halten?
Das war sehr aufregend und emotional, denn wenn man so etwas anfasst, um es zum Leben zu erwecken, muss es gut werden, richtig gut! Ich habe mir wirklich jahrelang überlegt, ob überhaupt und wie man diese Entdeckungen den Fans nahebringen könnte. Die Noten sprachen: Du musst das machen, es wäre einfach gemein und ignorant, uns nicht zu vertonen.
Wie kam die Auswahl der Interpreten zustande?
Ich wollte gern authentische, musikalische und vor allem überzeugte Interpreten, die sich auch selbst einbringen. Dann habe ich mir auch gewünscht, jemanden dabei zu haben, der meinen Großvater selbst kannte, wie Ingrid van Bergen. Weiter stellte ich mir die Frage, ob die Künstler auch in der Lage wären, live zu performen.
Was ist Ihnen als Produzentin wichtig?
Ich habe einen hohen Qualitätsanspruch, was die Organisation und Umsetzung der Titel betrifft. Für mich gab es nur einen, der diese Musik mit Muße, Geduld und Geschmack arrangieren konnte: Jörg Achim Keller. Er ist ein Großmeister seines Fachs, und lustig ist, dass ausnahmslos alle Künstler eigentlich am liebsten noch länger geblieben wären. Wotan wich ihm nicht von der Seite, das war wunderbar zu sehen. Dann natürlich das herausragende Orchester, die NDR Bigband. Die Musiker haben so großartig gespielt, die Stimmungen bei den Aufnahmen war entspannt: An den Produktionssamstagen habe ich immer ein großes Frühstück gemacht. Sie haben es mir - ich in der einen Hand die Noten und in der anderen die Schürze - gedankt.