"Karneval der Tiere" beim Big Bang Festival
Rainer Tempel und die NDR Bigband hatten nachgelegt: In der Saison 2014/2015 gab es noch einmal neue Termine für das beliebte Konzert "Karneval der Tiere" - so auch beim Big Bang Festival auf Kampnagel in Hamburg.
Camille Saint-Saëns' Fastnachtskonzert
Ein beliebtes Spiel von Musikern ist das Zitieren anderer Musiker. Das war schon bei Camille Saint-Saëns so, als der für ein Fastnachtskonzert im "Karneval der Tiere" mehrere Komponistenkollegen musikalisch durch den Kakao zog. "Yes, We CanCan" dachten sich wohl seine Schildkröten und schleppen Jacques Offenbachs berühmten und damals schnellsten Tanz der Welt in Zeitlupe daher. Ein Elefant wiederum versucht sich am "Elfentanz" aus Héctor Berlioz' "Fausts Verdammnis". Und der Opernkomponist Gioachino Rossini wurde mit einem Motiv aus dessen "Barbier von Sevilla" unter die Fossilien verortet.
Besagte Kollegen waren zur Entstehungszeit 1886 zwar alle schon tot, aber verehrt - und Saint-Saëns fürchtete deren Fans zu vergraulen. So erschien sein burleskes Musikspektakel erst nach seinem Tod 1921. Heute gehört es zu den beliebtesten seiner Art und hat zahlreiche Interpretationen erfahren.
In dem Familienkonzert "Karneval der Tiere" gibt der Unruheständler Peter Urban, ehemaliger NDR 2 Moderator und "The Voice" des ESC, den Erzähler - auf seine Art und garantiert unfossil!
Ein riesengroßer Spaß für Musiker und Publikum
Interessant übrigens, dass Saint-Saëns Pianisten persifliert in die Reihe seiner Zootiere stellt, sie in seinem "Karneval der Tiere" ihre Fingerfertigkeit demonstrieren lässt wie ein Pfau sein Gefieder.Auch der Jazzer ist ja ein Fabulierfreund per se, versiert in der Ausschmückung und Interpretation einer kompositorischen Vorlage.
Der Klang raffinierte Bigband-Komponist Rainer Tempel hat Saint-Saëns' humorvolle Musik für die NDR Bigband zusätzlich pointiert, arrangiert und weiterkomponiert. Die aufgeregten Hühner werden also noch mehr Federn lassen, die Halbesel noch schriller schreien, die Kängurus noch üppiger durch die Oktaven hüpfen, im Vogelhaus wird es noch toller zugehen und Schwan und Löwen noch majestätischer durch die Bigbandreihen gleiten; eine Steilvorlage für Musiker wie Zuhörer, für die einen zur musikalischen Gestaltung, für die anderen zum Genuss und für alle ein großer Spaß.