Hamburger Ahmadiyya-Gemeinde stellt umgebaute Moschee vor

Stand: 22.01.2025 21:13 Uhr

Eine orientalische Fassade und ein Minarett - so präsentiert sich die umgebaute Moschee der Hamburger Ahmadiyya-Gemeinde in Schnelsen. Sie will mit dem Bau auch ihre Offenheit demonstrieren. Die Gemeinde verfügt bereits seit 1957 über eine kleinere Moschee im Stadtteil Stellingen. 

Die ehemalige Fabrikhalle in Schnelsen hat nun eine orientalisch anmutende Fassade mit sechs großen Bogenfenstern und einer Kuppel auf dem Dach. Ein 14 Meter hohes Minarett steht getrennt vor dem Gebäude und trägt auf der Spitze den arabischen Schriftzug Allah. Das Gebäude heißt Bait-ur-Rasheed, auf Deutsch Haus des Wegweisenden, wie der Imam Shakeel Ahmad Umer erläuterte. Der Wegweisende (Rasheed) sei ein Attribut Allahs. "Es soll klar erkennbar sein als eine Moschee einerseits, aber auch als eine einladende Moschee, deswegen haben wir das alles mit offenen Flächen versehen, mit Transparenz, mit Offenheit, aber auch mit klaren Merkmalen, dass wenn ein Gast draußen steht, sieht, da ist das Wort: Allah", sagt Bauingenieur Ahsen Razzaq.

Der offene Bau soll Dialog signalisieren

Transparent nach innen und nach außen soll die Moschee sein, Razzaq nennt es einen baulichen Dialog: "Und ein Dialog erfordert, vor allem insbesondere heute, wo - ich sag mal - es medial stark diskutiert wird, wie Muslime sich integrieren können - können sie das überhaupt? – da versuchen wir ein Zeichen zu setzen auf individueller Ebene, aber auch durch unseren Moscheebau, dass wir sagen, wir sind ganz normale deutsche Bürger wie jeder andere auch, wir integrieren uns, wir sind offen für jeden Dialog, habt ihr Fragen?"

Neubau kostete 4,5 Millionen Euro

Der 4,5 Millionen teure Umbau wurde nach Angaben der Gemeinde ausschließlich durch Spenden der mehr als 2.500 Mitglieder in Hamburg finanziert, sagte Gemeindesprecher Fazal Ahmad. "Viele Frauen haben ihren Schmuck verkauft, viele Kinder haben nochmal zusätzlich Schülerhilfe gegeben und Geld eingesammelt, auch kleine Kinder ihr Taschengeld, auch ihre Spardosen haben sie ausgeleert, und so hat sich die ganze Gemeinde sehr angestrengt und dabei diese große Summe eingesammelt", sagt der Iman der Moschee Shakeel Umar.

Peter Helling © NDR Foto: Arman Ahmadi
AUDIO: Eine neue Moschee in Schnelsen (3 Min)

Das Gebäude verfügt über zwei Gebetssäle, einen 600 Quadratmeter großen im Erdgeschoss für Männer und einem zweiten im Obergeschoss für Frauen. Von diesem abgetrennt ist ein weiterer Bereich, in dem sich während der Gebete Kinder aufhalten können. Die mit Teppichen ausgelegten Räume sind hell und weitgehend schmucklos, abgesehen von Koransuren und Gebetszeilen an den Wänden. Der Gebetsruf des Muezzins sei nur im Gebäude zu hören und werde nicht über Lautsprecher vom Minarett verbreitet, erklärte der Imam.

Schura erkennt Gemeinde nicht als islamisch an

Die im 19. Jahrhundert in Britisch-Indien entstandene Religionsgemeinschaft zählt nach eigenen Angaben in Deutschland mehr als 55.000 aktive Mitglieder und ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Sie bezeichnet sich als islamische Reformgemeinde mit spirituellem Charakter und betont ihre Ablehnung von Gewalt sowie ihr Bekenntnis zum Grundgesetz. Die Schura, Rat der Islamischen Gemeinschaften, erkennt die Ahmadiyya-Gemeinde nicht als islamisch an, weil sich der Religionsgründer Mirza Ghulam Ahmad (1835-1908) als Prophet betrachtet habe. Das stehe im strikten Gegensatz zur islamischen Lehre, nach der Mohammed der letzte Prophet war, heißt es auf der Internetseite der Schura. "Wir sind Muslime! In der Theologie ist es so, dass sie sagen, dass der Mahdi, der Messias, noch kommen sollte, und wir glauben daran, dass dieser Messias, dieser Reformer schon da ist." sagt Umar.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 22.01.2025 | 13:00 Uhr