Sam Smith: Der Goldjunge beglückt Göttingen
Das NDR 2 Soundcheck-Festival bietet zwar ein Forum für Newcomer. Sam Smith hat es jedoch unter all den Neulingen der Branche schon sehr weit nach oben geschafft. Und beweist in der Stadthalle, dass es genauso steil weiter aufwärts gehen wird. Nicht umsonst hat die "New York Times" ihn als "New Golden Boy" der britischen Popszene bezeichnet. Im schwarzen Anzug begrüßt er das erwartungsvolle Publikum - und dieses antwortet mit lautem Jubel.
Weltklasse in der Stimme
Passend zur Stimmung eröffnet der 22-Jährige den Abend mit "Nirvana". In einem selbstvergessenen Zustand bleiben die Fans in der Halle auch bis zum letzten Ton der Zugabe. 60 Minuten lang beweist der Musiker, dass nicht nur seine Stimme Weltklasse hat. Wie jeder gute Entertainer ist er beim Singen nah am Publikum, geht an den Bühnenrand, hält Blickkontakt. "Oh Baby", singt er betörend und strahlt über das ganze Gesicht. Dass er eine fantastische Live-Band mit auf Tour hat, macht die Sache noch besser.
Ein männliches Pendant zu Adele?
Schön, wie Smith seine Fans ernst nimmt, ihnen von sich erzählt. Etwa, welcher sein Lieblingssong ist: "Leave Your Lover". Eine kraftvolle Ballade, die danach ruft, beim nächsten Disney-Blockbuster als Filmmusik zum Einsatz zu kommen. Und sein kräftiger Rocksong "Do You Wanna Know" klingt nach dem nächsten Titelsong für James Bond.
Der Brite soll ja tatsächlich im Gespräch sein, den nächsten 007-Song zu singen. Doch noch dementiert er dieses Gerücht. Dass er ein männliches Pendant zu Adele sein könnte, daran zweifelt jedoch ernsthaft niemand. Schon gar nicht, weil er den begehrten "Critic's Choice Award" der Brit Awards erhalten hat und jemand wie Taylor Swift nach einem Duett von ihm schwärmt.
Stiller Höhepunkt: "Lay Me Down"
Von tief und sanft bis zu seinem Markenzeichen, der agilen Kopfstimme, rangiert seine Bandbreite. Da klingt Stevie Wonder in seinen souligen Songs durch. Und Jazz, Funk, Pop. Natürlich fehlen seine Hits "La La La"und "Money On My Mind" nicht - und alle, Männer wie Frauen, singen und tanzen mit. Doch der Höhepunkt des Konzertes ist ein stiller. Als Smith seinen allerersten Song "Lay Me Down" all jenen widmet, die von der ersten Stunde an mit ihm sind, da spürt man: Das kommt vom Herzen.
Liebesbrief an zukünftige Lieben
In einem Interview mit NDR 2 Reporter Gunther Ohnrich vor dem Konzert hat Smith erzählt, dass mehrere Dinge wichtig sind, um erfolgreich zu sein: Klasse haben, zeitlose Musik machen und - vor allem - ein freundlicher Mensch zu sein. Nun, das ist er auf jeden Fall. Und ehrlich noch dazu: "Mein Album ist wirklich deprimierend", gibt Smith am Ende mit einem Schmunzeln zu.
Daher habe er seinen letzten Song der Platte hoffnungsvoll enden lassen: "Make It to Me". Es sei ein Liebesbrief an alle zukünftigen Lieben. An denen wird es sicher nicht mangeln. Und es macht auch Sam Smith glücklich: "I wish I could hug every single one of you" twittert der Brite mit einem Foto, auf dem er eine junge Frau umarmt. Goldjunge, komm bald wieder!